Märkte Wirtschaft

Preis der Transparenz

am
27. Januar 2012

Nein, über die erste heute Nachmittag veröffentlichte Schätzung des etwas schlechter als erwartet ausgefallenen US-BIP von 2,8 Prozent haben wir uns nicht unterhalten. Vielmehr ging es im Ausblick für die kommende Woche beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF) um die Auswirkungen der jüngsten Beschlüsse der US-Notenbank. Auf der einen Seite hätte man sich doch durchaus freuen können, dass die Fed eine neue Politik der Transparenz fährt. Planungssicherheit bis Ende 2014? Das haben sich die Marktteilnehmer offensichtlich gewünscht. Aber Transparenz hat nun einmal auch ihren Preis. Und dieser Preis bestand darin, dass jedes Fed-Mitglied nach einer Zinsprognose gefragt wurde – Resultat: eine breite Meinungsvielfalt. Dabei gehen immerhin elf Mitglieder des 17-köpfigen Komitees davon aus, dass eine Zinserhöhung bereits vor Ende 2014 stattfinden könnte. Natürlich gab es auch Stimmen, die ein Ende der Phase außergewöhnlich niedriger Zinsen erst nach 2014 sehen.

Unterdessen glauben viele Akteure, dass die von der Fed vorgegebene Zeitvorgabe schon bald revidiert werden müsste, wenn etwa die Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag besser ausfallen würden als erwartet. Allerdings sollte man nicht darauf hoffen, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses wegen einer oder einer kleinen Serie positiver Arbeitsmarktdaten gleich ihre Meinung ändern werden. Denn Ben Bernanke scheint sich ohnehin nicht um den Arbeitsmarkt von Heute, sondern um den von Morgen Sorgen zu machen. Sonst hätte er vermutlich nicht so offen über weitere notfalls mögliche quantitative Maßnahmen gesprochen.

Vielmehr steht zu befürchten, dass auch Ende 2014 die Phase außergewöhnlich niedriger Zinsen immer noch nicht beendet sein wird, sondern wie in Japan viele Jahre länger andauern könnte. Zumal diejenigen, die derzeit ein baldiges Ende niedriger Zinsen beschwören, sehr häufig auch diejenigen waren, die vor knapp Jahren in den USA „green shoots“ verkündeten und später laut über mögliche Exit-Strategien nachdachten. Was unterdessen die jüngsten Maßnahmen und die Lage Griechenlands für DAX und Euro bedeuten, erfahren Sie im heutigen Interview, das Melanie Kösser (DAF) mit mir geführt hat.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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