Nun also doch QEternity!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es mal eine Zeit gab, da die US-Notenbank einen so genannten Exit, den Ausstieg aus geldpolitischen Programmen in Erwägung gezogen hat. Das war im Februar 2010 und wir wissen, dass es seither nicht dazu gekommen ist. Stattdessen gab es weitere quantitative Lockerungsprogramme und im September vergangenen Jahres machte sogar der Begriff QEternity – die Fortdauer der Anleihekäufe bis in alle Ewigkeit – die Runde.
Aber nach dem Schwenk der Fed im Mai dieses Jahres sah es so aus, als ob die Anhänger eines zumindest schrittweisen Abbaus der Anleihekaufprogramme innerhalb des Offenmarktausschusses der Notenbank (FOMC) langsam die Oberhand gewinnen könnten, zumal bei vielen FOMC-Mitgliedern zunehmend Zweifel aufkamen, ob die bis dahin durchgeführten Maßnahmen überhaupt den gewünschten Effekt gebracht hätten. Seit gestern wissen wir nun, dass dies alles Makulatur ist – die Finanzmärkte haben entsprechend deutlich reagiert, aber vermutlich nicht aus Freude, sondern weil vielerorts Schieflagen bereinigt werden mussten. So erwischte es Bären allerorten – sei es im Euro, bei Aktien und Bonds, in den Emerging Markets und auch beim Gold.
Fed ohne Strategie
Was aber bleibt an neuen Erkenntnissen übrig? Wenn die US-Notenbank nach ihrem kommunikationstechnisch seit Mai vorbereiteten Tapering-Prozess in einem ökonomischen Umfeld, das sich seither sogar eher leicht verbessert hat, nicht einmal einen Minischritt vornehmen möchte, ist dies ein Zeichen der Schwäche. Nicht nur weil die US-Konjunktur offenbar nicht stark genug ist, eine Rendite von 3 Prozent bei den zehnjährigen Staatsanleihen zu verkraften. Offenbar hat die Fed keine weiteren Rezepte mehr in ihrem strategischen Sortiment, der selbst geschaffenen Geldflut wieder Herr zu werden. Ja, sie wäre im Zweifel sogar bereit, an ihren einst gesetzten Maßstäben für einen guten Arbeitsmarkt (die es ja angeblich nie gegeben hat) herumzuschrauben. Unter diesen Umständen kann ich mir nicht vorstellen, dass die Fed nun ausgerechnet im Dezember mit einem Tapering beginnen wird, zumal auch der Zeitpunkt der Stabübergabe an den/die Nachfolger(in) Ben Bernankes dann bereits recht nahe gerückt sein wird.
Viel gravierender dürfte jedoch der Umstand sein, dass die langfristigen Renditen trotz des gestrigen Beschlusses der Notenbank nicht mehr auf ihr altes Niveau zurückfallen werden. Denn am Anleihemarkt ist bereits ein Trend eingeleitet, der die Notenbank am Ende sogar dazu zwingen könnte ihre Anleihekäufe sogar noch ausweiten zu müssen.
Unterdessen dürfte sich die skeptische Stimmung am Aktienmarkt, die wir gestern zusammen mit der Börse Frankfurt vor der Verkündigung der Ergebnisse der zweitägigen FOMC-Sitzung erhoben hatten notgedrungen zum Besseren verändert haben. Über die möglichen Konsequenzen können Sie in einem entsprechenden Kommentar (hier) nachlesen, mein Kollege Gianni Hirschmüller hat sich unterdessen um die Detailanalyse (hier) gekümmert.