Miese Stimmung
EUR USD (1,1180) Möglicherweise wäre der gestrige Donnerstag anders verlaufen, wenn der vorläufige Gesamtindex der Einkaufsmanager (PMI, Markit) in der Eurozone gegenüber dem Vormonat etwas stärker angezogen und zumindest der Reuters-Konsens-Erwartung von 51,8 Punkten entsprochen hätte. Tatsächlich lag er aber etwas niedriger. Vielleicht hätte man in einem anderen politischen Umfeld gar kein allzu großes Aufhebens um diese Zahlen gemacht. Aber der Teufel steckt im Detail, sprich in den Teil-Indices. Denn der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes war nicht nur leicht rückläufig, sondern bleibt mit 47,7 im Kontraktionsbereich. Aber auch der PMI der Dienstleister hat sich nicht verbessert. Vor allen bei den Neuaufträgen für Unternehmen in der Eurozone wird von Stagnation berichtet, und die Exportaufträge sind weiterhin auf dem Rückzug. Vielleicht wäre auch die Stimmung zumindest bezüglich der ökonomischen Daten gar nicht so schlecht gewesen, wenn nicht auch noch der ifo-Geschäftsklimaindex hinter den Erwartungen der Ökonomen zurückgeblieben wäre. Mit anderen Worten: Das Sentiment in der deutschen Wirtschaft schwächt sich – wenn auch, im Vergleich zum Vormonat, nicht dramatisch – weiter ab.
Von historischer Tragweite?
Aber es waren nicht nur jene Wirtschaftsdaten, die gestern zumindest bis zum Nachmittag auf dem Euro lasteten. Denn mehr und mehr scheint sich für viele Kommentatoren herauszukristallisieren, dass es sich mit dem US-chinesischen Handelskonflikt nicht nur um ein Ereignis mit ökonomischen Folgen handelt. Vielmehr wird der Konflikt mancherorts mittlerweile als eine Art Flächenbrand gesehen, der zu einer neuen Form des Kalten Krieges führen könnte. Also eine Entwicklung von historischer Tragweite, die von den Finanzmärkten, vor allen Dingen den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks, immer noch unterschätzt zu werden scheint. Immerhin reagierte nun auch der Euro, wenn auch schleppend, und testete gestern die Untergrenze seiner Seitwärtsentwicklung bei 1,1110 – viel mehr als ein marginal niedrigeres Jahrestief kam dabei aber auch nicht heraus.
Schlechte Stimmung auch in den USA
Spätestens am Nachmittag wurde deutlich, dass nicht nur die Einkaufsmanagerindices hierzulande enttäuschten. Auch in den USA blieben die vorläufigen Einkaufsmanagerindices für den Monat Mai (Industrie 50,6, Dienstleister 50,9), sogar deutlich hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück. Auch der Rückgang gegenüber dem Vormonat fiel stärker als derjenige der Eurozone aus. Bemerkenswert übrigens: Der Index der Neuaufträge des verarbeitenden Gewerbes befand sich nach den vorläufigen Berechnungen sogar zum ersten Mal seit August 2009 unterhalb der 50er-Trennlinie zwischen Expansion und Kontraktion. Per Saldo hatten die USA in Sachen schlechter ökonomischer Nachrichten zumindest gestern den Euroraum sogar überholt.
Folgerichtig konnte der Euro innerhalb zweier Stunden im Rahmen einer überfälligen heftigen Short-squeeze seine Verluste des Tages mehr als wettmachen. Nicht zuletzt, weil der Versuch der Händler, mit der Brechstange die Untergrenze der gedachten Konsolidierungszone zwischen 1,1110 und 1,1320/25 (modifiziert) endgültig zu knacken (vgl. Hinweis), misslungen war.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.