Aktienmärkte Dollar am Morgen

Mega-bullish für Aktienmärkte

am
16. Dezember 2020

Auch wenn sich die Finanzmärkte langsam, aber sicher in Richtung Jahresschluss-Modus begeben, steht für heute noch die Sitzung der US-Notenbank aus. Dabei scheint die Zahl derjenigen, die bei der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses in diesem Jahr von der Fed keine Veränderung ihres Anleihekaufprogramms erwarten, zuletzt gestiegen zu sein. Ja, selbst die Gruppe derjenigen, die noch vor rund zehn Tagen mindestens von einer Verschiebung der Fälligkeiten bereits im Bestand der Notenbank befindlicher Anleihen auf solche mit längerer Laufzeit ausgingen – bekannt unter dem Begriff „Weighted Average Maturity Extension“ –, hat sich offenbar deutlich verkleinert. Jedenfalls rechnen Kommentatoren mancherorts damit, dass sich die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen zumindest kurzzeitig in Richtung 1,0 Prozent bewegen könnte, falls die Fed untätig bliebe.

 

Steilere US-Renditekurve erwartet

Dass ein solches Szenario anscheinend von vielen Marktteilnehmern gewünscht wird, zeigt auch die jüngste Fondsmanagerumfrage der Bank of America (BofA), die gestern publiziert wurde. Demnach sind nämlich netto 56 Prozent der Befragten[1] in US-Anleihen untergewichtet – ein Extremwert, der nach gängiger Lesart durchaus eine antizyklische Long-Position in Bonds rechtfertigen würde. Zumal 76 Prozent der Vermögensverwalter – das ist ein Rekordwert! – eine steilere Renditekurve in den USA erwarten.

Aber auch die anderen Teile der Umfrage, die vom 4. bis 10. Dezember durchgeführt wurde, haben es in sich und stecken voller Superlative. So erwartet eine Mehrheit von 42 Prozent der Befragten, dass die Covid-19-Impfstoffe im zweiten Quartal 2021 zu einem erhöhten ökonomischen Wachstum führen werden. Gleichzeitig ist die Kassenquote der Befragten auf 4 Prozent gesunken und indiziert damit im Rahmen der Umfrage ein Verkaufssignal für Aktien.

 

Europäische Aktien gefragt

Indes: Die Vorliebe für Aktien drückt sich auch darin aus, dass nun netto(!) 51 Prozent der Fondsmanager angaben, in dieser Anlageklasse übergewichtet zu sein – ebenfalls ein Zeichen für einen überzogenen Optimismus. Dabei hat sich die Präferenz für Aktien der Eurozone gegenüber November um 7 Prozentpunkte erhöht (25 Prozent der Fondsmanager gaben per Saldo an, dort übergewichtet zu sein), während sich die Übergewichtung in US-Aktien im gleichen Zeitraum um 8 Prozentpunkte verringert hat. Eigentlich kein Wunder, dass der Euro sich seit der November-Umfrage deutlich gegenüber dem US-Dollar befestigt hat.

Auf Platz 1 in der Gunst der Fondsmanager stehen in der BofA-Umfrage mit Abstand Technologie-Aktien im Vergleich zu allen anderen Engagements. An zweiter Stelle wurden Short-Positionen auf den US-Dollar und als drittgrößtes Engagement Long-Positionen in Bitcoin genannt.

Kein Wunder also, dass die Mehrheit der Kommentatoren und Akteuren davon ausgeht, dass der Euro weiter steigen wird. Daran hat sich auch gestern nichts geändert, obwohl die Gemeinschaftswährung kaum Aufwärtsmomentum gezeigt hat. In seiner steilen Version bleibt der Aufwärtstrend jedenfalls nur solange intakt, wie an der Unterseite 1,2025 nicht verletzt wird. Und unterhalb von 1,1920 dürften viele Euro-Bullen bzw. Dollar-Bären ins Grübeln kommen.

 

 

Dies ist die letzte Ausgabe von Dollar am Morgen für das Jahr 2020. Wir melden uns am 7. Januar 2021 zurück und wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr!

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

[1] Das ist der Saldo, der sich aus denjenigen Fondsmanagern ergibt, die angaben, in Anleihen untergewichtet zu sein, abzüglich derer, die dies nicht waren.  

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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