Haben wir einen Deal?
EUR USD (1,1175) Eine bewegte Nacht liegt hinter uns. US-Präsident Donald Trump hat einem Teilabkommen zur Beilegung des US-chinesischen Handelskonflikts zugestimmt und in Großbritannien haben die Tories unter Führung von Boris Johnson Hochrechnungen zufolge offenbar eine absolute Mehrheit bei den Unterhauswahlen errungen.
Zuvor hatte aber gestern die erste EZB-Ratssitzung unter Leitung ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde stattgefunden: Sowohl der Einlagensatz als auch das Volumen des Anleihekaufprogramms blieben erwartungsgemäß unverändert. So wird die EZB auch unter Lagarde nicht von ihrer geldpolitischen Linie abweichen, obwohl der Rat vorsichtige Anzeichen dafür sieht, dass die Wachstumsverlangsamung in der Eurozone allmählich zum Erliegen kommt. Genauso wie für einen leichten Anstieg der Inflation.
Mit der Weisheit einer Eule
Vermutlich trug auch ein Statement Lagardes bei ihrer ersten Pressekonferenz nach der Ratssitzung zur Beruhigung der Finanzmarktakteure bei, wonach sie die Notwendigkeit eines sehr akkommodierenden geldpolitischen Kurses für einen längeren Zeitraum sieht. Auch kündigte Lagarde – wie bereits gemeldet – die Überprüfung der geldpolitischen Strategie der EZB an. Eine Prüfung, die im Januar kommenden Jahres beginnen und Ende 2020 abgeschlossen sein soll.
Für Fragezeichen bei einigen Kommentatoren sorgte schließlich ein humorvoll gemeintes Statement der EZB-Präsidentin, die sich nicht festlegen wollte, ob man sie als geldpolitische Taube oder Falken sehen solle. Sie würde lieber eine Eule sein, weil sie Eulen möge. Und weil Eulen sehr weise Tiere seien. Allerdings gelten Eulen vornehmlich nur in der westlichen Welt als Sinnbild der Weisheit.
Trump in Hochform
Aber eigentlich gab es am gestrigen Handelstag viel wichtigere Botschaften. So etwa einen Tweet von US-Präsident Donald Trump, wonach man mit China ganz kurz vor dem Abschluss eines großen Deals stehe. Vermutlich wäre dieser Tweet nicht wirklich ernst genommen worden, wenn nicht das Wall Street Journal zur gleichen Zeit verlautbart hätte, dass die US-Vertreter sogenannten gutinformierten Quellen zufolge bereit seien, die derzeitigen Strafzölle auf China-Importe im Volumen von 360 Mrd. USD bis um die Hälfte zu senken. Auch hieß es, dass die Unterhändler die für den 15. Dezember vorgesehenen neuen Strafzölle fallen lassen würden. Indes: Die chinesische Global Times vermutete (ebenfalls in einem Tweet) hinter der Trumpschen Botschaft lediglich den Versuch, den Aktienmarkt nach oben zu treiben. Genau dies geschah dann auch recht eindrucksvoll in den USA, wo die wichtigen Indices vorübergehend neue Allzeithochs markierten. Dabei gab es im weiteren Verlauf des gestrigen Abends zunächst auch widersprechende Meldungen, wer wem was und wann angeboten haben soll. Aber am Ende stellte sich heraus, dass zwischen den USA und China die Unterzeichnung eines Teilabkommens (Phase-1-Abkommen) – bereits gestern Nacht von Donald Trump abgesegnet – offenbar vor der Unterzeichnung steht. Allerdings soll einem Medienbericht von heute früh zufolge die Zustimmung Chinas noch nicht sicher sein.
Boris Johnson gewinnt deutlich
Zu guter Letzt hat Boris Johnsons Konservative Partei Hochrechnungen zufolge die britischen Unterhauswahlen mit großer Mehrheit gewonnen. Johnson dürfte sich nun im Brexit-Prozess eine komfortable absolute Mehrheit stützen können, womit das von Großbritannien und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen im Unterhaus zügig verabschiedet werden könnte. Davon profitierte auch der der Euro, der nun im Rahmen seines Aufwärtsimpulses Potenzial für Kurssteigerungen zunächst in Richtung 1,1275 besitzt. Die Lage bleibt positiv für den Euro, solange Rücksetzer 1,1065 nicht unterschreiten.
Hinweise
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.