Fed „gut aufgestellt“, um Amerika zu dienen
EUR USD (1,1140) Auch wenn sich viele Finanzmarktakteure von der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) nicht viel Überraschendes versprochen hatten, wurde sie dennoch zum Hauptereignis des gestrigen Handelstages. Vorher gab es allerdings am Nachmittag noch die Entwicklung der US-Konsumentenpreise für November zu begutachten. Dabei fiel der entsprechende Index mit +2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr geringfügig höher als von den Ökonomen im Mittel erwartet aus, aber die Kernrate entsprach mit +2,3 Prozent für den gleichen Zeitraum ziemlich genau den Prognosen. Indes: Das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß ist bekanntermaßen der Index der privaten Konsumausgaben (PCE).
Fed-Sitzung ohne Überraschung
Wie erwartet hat die US-Notenbank gestern bei ihrer letzten Sitzung für dieses Jahr schließlich die Zielzone der Fed Funds unverändert bei 1,5 bis 1,75 Prozent belassen. Dieser Beschluss wurde zum ersten Mal seit Mai dieses Jahres wieder einmal einstimmig gefasst. Auch bei den Vorhersagen der FOMC-Mitglieder, den sogenannten DOT-Plots, gab es keine Überraschungen. Denn für 2020 wird keine Veränderung beim Leitzins erwartet.
Bei den ökonomischen Vorhersagen für das reale Wirtschaftswachstum blieb die mittlere Prognose für das laufende Jahr gegenüber der September-Prognose bei 2,2 Prozent, während für 2020, 2021 und 2022 ebenfalls unveränderte Median-Wachstumsprognosen von 2,0, 1,9 und 1,8 Prozent abgegeben wurden. Die Kerninflation, gemessen am Index der persönlichen Konsumausgaben (PCE), blieb in der Projektion für dieses und die beiden kommenden Jahre wie bereits im September in der Medianprognose bei jeweils 1,5, 1,9, und 2,0 Prozent. Für 2022 liegt der Wert bei 2,0 Prozent.
Geldpolitik im Zweifel taubenhaft und asymmetrisch
Auch in der folgenden Pressekonferenz äußerte sich Fed-Chef Jerome Powell ähnlich und erklärte, dass er die geldpolitische Linie für gut positioniert halte, um Amerika zu dienen („well positioned to serve the American people“). Wie bereits in der vergangenen Sitzung betonte er erneut, es sei jedoch mit einer Reaktion der Notenbank zu rechnen, falls sich der ökonomische Ausblick wesentlich verändern sollte. Auch hält Powell eine anhaltend niedrige Inflation unter dem Ziel von 2 Prozent langfristig für ungesund. Ein Statement, das die Devisenhändler möglicherweise doch noch als taubenhaft interpretiert haben könnten. Und der kleine Zusatz von Powell: „I would want to see inflation that’s persistent and significant“, bevor die Zinsen wieder angehoben werden könnten, zeigte abermals, dass die Fed eine asymmetrische Geldpolitik verfolgt. Anschließend geriet der US-Dollar unter Druck und sorgte dafür, dass der Euro an der Oberseite der Handelsspanne vom vergangenen Freitag ausbrach und somit seine freundliche Note einmal mehr unterstrich. Damit ergibt sich oberhalb von 1,1155 weiteres Aufwärtspotenzial in Richtung 1,1275, und das Gesamtbild bleibt positiv, solange 1,1060 nicht mehr unterlaufen wird.
Dem Vernehmen nach wird sich US-Präsident Donald Trump heute mit seinen Beratern wegen der weiteren Vorgehensweise hinsichtlich der für den 15. Dezember anberaumten US-Strafzölle auf chinesische Importe zusammensetzen – mit entsprechend Tweets des Präsidenten kann gerechnet werden. Darüber hinaus dürfte das Handelsgeschehen möglicherweise auch durch den Ausgang der heute stattfindenden britischen Wahlen beeinflusst werden, zumal der Vorsprung der Konservativen Partei gegenüber Labour jüngsten Umfragen zufolge zu schrumpfen scheint.