Dauerwarnungen
Nun ist in Sachen des vielerorts beschworenen Währungskriegs alles doch nicht so schlimm. Und wenn Finanzminister Schäuble gestern äußerte, der Euro befände sich gegenüber dem Yen in einer normalen Bandbreite und er könne auch keinen Abwertungswettlauf der japanischen Währung gegenüber dem Euro feststellen, bedeutet das nicht nur, dass die jüngste Entwicklung des Yen beim nächsten G20-Treffen vermutlich nicht auf der Agenda landen wird. Vielmehr relativiert es auch die Position von Jens Weidmann, der unlängst vor einer Politisierung der Wechselkurse und den Risiken eines ebensolchen Abwertungswettlaufs gewarnt hatte. Tatsächlich scheint mir, dass der Bundesbankpräsident fast immer nur am Warnen ist, wobei er mit seinen Sorgen um die Zentralbankunabhängigkeit sicherlich Recht haben dürfte. Was jedoch die Wechselkurse angeht, hat sich, wie mir ein befreundeter Währungsstratege vorrechnete, der Yen gegenüber dem Euro noch nicht einmal in Richtung seines langjährigen Mittelwerts seit der Einführung des Euros bei 126,50 Yen abgeschwächt. Ganz zu schweigen davon, dass er derzeit immer noch viel fester als zu Beginn der Finanzkrise gehandelt wird.
Yen korrigiert nur langfristigen Aufwärtstrend
In diesem Zusammenhang fand ich auch den heutigen Kommentar in der Financial Times Weidmann‘s doubts absolut lesenswert, in dem einige Dinge zurechtgerückt werden. Natürlich kann man über die angekündigte Gelddruckerei der Bank von Japan denken wie man will, aber eine derartige geldpolitische Maßnahme soll zunächst einmal dazu dienen, die jahrzehntelange Deflation Japans zu beseitigen. Wobei man sich natürlich durchaus die Frage stellen darf, ob es sinnvoll ist, eine solche Politik, die ja nun nicht erst seit gestern betrieben wird, ohne Erfolgsnachweis ad infinitum zu betreiben. Aber es ist nicht unnatürlich, wenn in diesem Zusammenhang als Nebeneffekt die eigene Währung an Wert verliert. Wechselkurse betreffen allerdings immer zwei Seiten einer Medaille: Als der Yen sich noch im vergangenen Jahr gegenüber dem Euro peu à peu befestigte, hat sich ja auch niemand darüber beschwert, dass sich daraus für die Eurozone ein Wettbewerbsvorteil ergeben könnte oder man hierzulande gar einen Währungskrieg angezettelt hätte.
Ein haltloses Gerücht um den Bundesbankpräsidenten spielte aber auch am Aktienmarkt in dieser Woche eine Rolle. Ob diese Geschichte längerfristig auf die Stimmung der mittelfristig orientierten Börsianer geschlagen hat, beantwortet Gianni Hirschmüller in seiner jüngsten Sentiment-Analyse für die Börse Frankfurt, die Sie hier finden. Meine eigene Detailanalyse finden Sie unter dem entsprechenden Reiter an gleicher Stelle.