Dollar am Morgen Märkte

Fed gibt sich nicht taubenhaft genug

am
1. August 2019

EUR USD (1,1040)             Das Hauptereignis des gestrigen Handelstages war natürlich das Ergebnis der gestern zu Ende gegangenen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC). Aber es gab zuvor noch andere Ereignisse und auch Daten zu begutachten. So seien die Gespräche wegen des Handelskonflikts mit China konstruktiv verlaufen, betonte etwa gestern das Weiße Haus. Eine nächste Gesprächsrunde werde es demnach im September geben. Aber auch die chinesische Seite meldete sich zu Wort, und zwar über den Herausgeber der chinesischen Global Times, Hu Xijin, der als Sprachrohr der chinesischen Regierung gilt. Nein, es sei nicht richtig zu behaupten, dass die US-chinesischen Gespräche in einer schlechten Atmosphäre geendet hätten, war auf Twitter zu lesen. Damit ist auf jeden Fall eines gesichert: Die weiteren Verhandlungen werden langsam vonstattengehen.

 

Wirtschaftsdaten aus der Eurozone

Schließlich gab es noch wichtige Wirtschaftsdaten aus der Eurozone zu vermelden. Zum einen die vorläufigen Wachstumszahlen für das zweite Quartal, die mit +0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal (+1,1 Prozent ggü. Vorjahr) wie von den Ökonomen im Mittel erwartet ausgefallen waren. Dies lässt sich auch für die Entwicklung des Konsumentenpreisindex in der Eurozone im Monat Juli sagen, der mit +1,1 Prozent (ggü. Vj.) publiziert wurde. Allerdings blieb die Kernrate mit +0,9 Prozent leicht hinter den Erwartungen zurück. Sowohl die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts als auch die jüngsten Inflationszahlen waren nicht marktbewegend und dürften die EZB damit in ihrer Haltung eher bestätigen, als sie von geldpolitischen Lockerungen abzuhalten.

 

Keine Einstimmigkeit im FOMC

Und dann kam das „main event“ des gestrigen Handelstages. Wie vielerorts erwartet, hat der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) die Zielzone der Fed Funds um 25 Basispunkte auf 2,0–2,25 Prozent gesenkt. Bemerkenswert dabei: Zwei FOMC-Mitglieder, Esther George (Kansas Fed) und Eric Rosengren (Boston, normalerweise eine Zinstaube!), stimmten gegen den Beschluss und wollten den Leitzins unverändert belassen. Im Statement der Fed wurde unterdessen darauf verwiesen, dass der Arbeitsmarkt in einer starken Verfassung bleiben und die ökonomische Aktivität moderat steigen werde. Zwar habe sich der Verbrauch der privaten Haushalte gesteigert, aber die Investitionstätigkeit der Unternehmen lasse zu wünschen übrig. Dabei bliebe die Inflation und auch die Kernrate auf 12-Monats-Basis unter dem [angestrebten Ziel] von 2 Prozent. Die langfristigen Inflationserwartungen seien aber wenig verändert, hieß es. Darüber hinaus werde die Reduzierung der Bilanz bereits am 1. August, also zwei Monate früher als geplant, beendet werden.

 

Weitere Zinssenkungen nicht garantiert

In einer ersten Reaktion machte der Dollar einen Satz, da die Akteure offensichtlich mit einem taubenhafteren Statement gerechnet hatten. Vor allem machte sich der Eindruck breit, dass es sich bei der gestrigen Entscheidung der Fed nicht um den Beginn einer Serie von Zinssenkungen, sondern lediglich um einen präventiven Schritt, eine Art „Versicherung“ gehandelt haben dürfte. Zumindest gibt es keine Garantie für weitere Zinssenkungen. Diesen Eindruck hinterließ Fed-Chef Jerome Powell in der sich anschließenden Pressekonferenz, als er den jüngsten Beschluss des FOMC lediglich als „a mid-cycle adjustment“, eine Adjustierung, bezeichnete. Dabei scheint auf jeden Fall schon jetzt sicher: US-Präsident Donald Trump wird mit diesem vorsichtigen Schritt der Notenbank nicht zufrieden sein.

Der gestiegene Greenback hat damit auch dem Euro zu schaffen gemacht, der in der Folge den Auslöser für Abwärtsbewegungen bei 1,1100 unterschritt (tiefster Kurs seit Mai 2017) und sich seither nicht mehr erholte. Gleichzeitig ist ein kurzfristiger Abwärtstrend entstanden, dessen Potenzial derzeit bis 1,1015/20 (darunter 1,0960) reicht. Auf der anderen Seite liegt der Stabilisierungspunkt für den Euro nun niedriger bei 1,1200. Allerdings würde bereits ein Überschreiten von 1,1105 für einen deutlichen Momentumverlust sorgen.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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