Dollar am Morgen Märkte

Trump legt nach

am
2. August 2019

EUR USD (1,1075)             Es dürfte gestern kaum jemanden überrascht haben, dass sich US-Präsident Donald Trump von Fed-Chef Jerome Powell im Stich gelassen fühlt. Aber Powell hätte wohl am Mittwochabend unserer Zeit, egal, was er geäußert hätte, immer Kritiker gefunden. Aber ist es fair, wenn etwa das Wall Street Journal in seinem vorgestrigen Leitartikel Jerome Powell als geldpolitischen Abenteurer bezeichnet? Andere wiederum bemängelten die schlechte Kommunikationsführung des Fed-Chefs während der Pressekonferenz. Aber eigentlich hat sich Powell doch recht ordentlich geschlagen, wenn man die Ausgangssituation bedenkt.

Da gibt es einen US-Präsidenten, der seit Monaten versucht, die US-Notenbank für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Es gibt Finanzmarktteilnehmer, die wider alle ökonomische Vernunft insgeheim geglaubt hatten, die Fed würde tatsächlich den Leitzins um 50 Basispunkte senken. Und es gab während der Pressekonferenz der Fed Reporter, die vergeblich versuchten, aus den Worten Powells etwas Ergiebiges, etwas Wegweisendes herauszupressen.

Um es kurz zu machen: Die US-Notenbank hat mit ihrer Entscheidung vom Mittwoch keinen neuen Zinszyklus eingeleitet, sondern lediglich eine Adjustierung mit Versicherungscharakter vorgenommen. Mit einer Chance auf mehr. Untergegangen war indes, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) mit seiner Ankündigung, den Schrumpfungsprozess der Fed-Bilanz bereits am 1. August, also zwei Monate früher als ursprünglich gedacht, zu beenden, eigentlich eine kleine Überraschung parat gehabt hatte.

 

Neue Strafzölle auf China-Importe

Auf jeden Fall wurde deutlich, dass das FOMC die Zinsen widerwillig gesenkt hat. Eigentlich bestand nach Ansicht mancher Kommentatoren für einen derartigen Zinsschritt sogar gar keine Veranlassung. Und hätte das FOMC die Zinsen nicht gesenkt, hätte es wahrscheinlich heftige Reaktionen, vor allen Dingen an den globalen Aktienmärkten, gegeben. Diese gab es dann gestern Abend aus einem anderen Grund. Denn US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass ab Anfang September zusätzliche Strafzölle in Höhe von 10 Prozent auf Importe aus China erhoben werden. Und zwar auf das restliche, bislang unbesteuerte Import-Volumen von 300 Milliarden USD. Und sollten die Verhandlungen mit China zu langsam verlaufen, könnte es auch eine Erhöhung der Strafzölle über die bisherige Höchstgrenze von 25 Prozent hinaus geben.

 

Dollar-Anstieg missfällt

Diese neuen, völlig unerwarteten Ankündigungen Trumps haben den Kurs des Dollar jedoch nur unerheblich beeinflusst. Zuvor hatte sich indes das Geschrei der Kommentatoren aus anderem Grund erhoben. Mit so einer Notenbank könne der Dollar nur hochgehen, hieß es gestern mancherorts. Auch zum Missfallen Donald Trumps. Und es sah in der Tat dramatisch aus, als sich der Greenback gegenüber einem Korb an Währungen (gemessen am Dollar-Index) auf den höchsten Kurs seit Mai 2017 aufschwang. Gemessen an der seit Februar dieses Jahres anhaltenden Seitwärtsentwicklung fiel diese Befestigung von zeitweise knapp einem Prozent in zwei Tagen aber vergleichsweise gering aus. Vermutlich sind die Devisenhändler volatilitätsentwöhnt. Das gilt auch für die Betrachtungsweise des Euro, der zwar vorgestern einen kurzfristigen Abwärtstrend eröffnet und sein vergleichsweise bescheidenes Potenzial bei 1,1015/20 nicht einmal ganz ausgeschöpft hat. Tatsächlich besteht sogar die Gefahr, dass der Euro mit Überschreiten von 1,1105 einen großen Teil seines Abwärtsmomentums verliert und in seine alte Seitwärtsentwicklung zurückfindet. Dafür bedarf es allerdings einer Überwindung des Stabilitätspunkts bei 1,1185/90.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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