Dollar am Morgen

Er ist wieder da(heim)

am
7. Oktober 2020

EUR USD (1,1735) Damit eines klar ist: Donald Trump geht es bestens! Zumindest wenn man den Verlautbarungen Glauben schenken will, die gestern aus dem Weißen Haus zu hören waren. Der Zustand des Präsidenten verbessere sich zusehends, war zu lesen. Indes: Die Finanzmärkte nahmen kaum Notiz von Trumps Heimkehr und dem vortrefflich inszenierten Passionsspiel des Präsidenten, der sich am Ende die Covid-19-Maske vom Gesicht zog, als ob er nun aller Leiden ledig sei.

Nicht umsonst bemühten manche Kommentatoren sogar den Vergleich zwischen der Rückkehr Trumps aus dem Krankenhaus nach drei Tagen mit der Auferstehung Christi. Auch kein Wunder, dass ein Trump-Fan diesen als unbesiegbaren Helden bezeichnete. Und Trumps Pressedirektorin für die Wahlkampagne, Erin Perrine, ließ gegenüber Fox News sogar durchblicken, Trumps Kontrahent, Joe Biden, sei nicht für das Präsidentenamt qualifiziert, weil er bislang noch keine Covid-19-Infektion gehabt habe. Im Gegensatz zum Präsidenten, der nun Erfahrungen aus erster Hand vorweisen könne.

 

Aus der Hüfte geschossen

Wie es mit Trump weitergeht, scheint die Akteure offenbar nur noch am Rande zu interessieren, aber auch der Stillstand beim Stimulus-Programm hatte bis gestern Abend nicht zu Risikoaversion geführt. Obwohl beide Seiten sich zuletzt kein nennenswertes Stück näher gekommen waren. Zwar signalisierte das Weiße Haus gestern Bereitschaft, ein mehr als 1,6 Billionen USD schweres Stimulus-Paket zu verabschieden, während die Demokraten zuletzt dafür einen Umfang von 2,2 Billionen USD durchsetzen wollten.

Nun hat Donald Trump gestern Abend aber völlig überraschend angeordnet, dass die Verhandlungen zum Stimulus-Paket erst nach dem Wahltag fortgesetzt werden sollen. Am vergangenen Sonntag klang das noch ganz anders.

Fast umsonst warnte zuvor Fed-Chef Jerome Powell noch einmal die politischen Entscheider vor den Gefahren für die US-Wirtschaft, sollten die Hilfen zu gering ausfallen. Weitaus größer seien diese Gefahren, verglichen mit denen, die sich aus einem zu großzügig bemessenen Programm ergeben könnten. Kurzum: Powell drängte auf die fiskalpolitische Unterstützung der Geldpolitik der Notenbank.

 

Kapitalabflüsse hinter Renditeanstieg?

Während der europäischen Handelssitzung stieg die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen gestern mit 0,7920 Prozent in der Spitze immerhin auf den höchsten Stand seit dem 10. Juni, angeblich in der Erwartung, dass es zu einem Kompromiss beim US-Stimulus-Programm kommen könnte. Indes: Stehen womöglich hinter diesem Renditeanstieg auch noch Kapitalabflüsse? Eigentlich hätte der Dollar in diesem Fall gestern weiter unter Druck geraten müssen. Und dem Euro gelang es als möglichem Nutznießer etwaiger Kapitalverschiebungen auch nicht, das wichtige Niveau von 1,1805 deutlich genug zu überwinden, um einen kurzfristigen Aufwärtstrend einzuleiten. Dieser Auslöser liegt nun wesentlich höher bei 1,1860/65. Ein Umstand, der allerdings nichts an der grundlegend freundlichen Tendenz des Euro ändert, die oberhalb von 1,1685/90 erhalten bleibt.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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