Dollar am Morgen

„Endlich“ eine Korrektur

am
4. September 2020

EUR USD (1,1850)             Gestern war sicherlich nicht der Tag der Währungshändler, was die Volatilität angeht. Vielmehr spielte die Musik an den US-Aktienmärkten, wo allein der breit gestreute S&P 500 Index den zweitgrößten Tagesverlust seit der Aktienmarkterholung im Rahmen der Corona-Krise hinnehmen musste. Viele Analysten hatten ja bereits davor gewarnt, dass eine Überhitzung drohe und eine Korrektur längst überfällig sei.

Und nun haben es wieder einmal (oft im Nachhinein) viele kommen sehen, dass vor allem die Tech-Werte eine deutliche Korrektur hinnehmen. Und es gab durchaus Kommentatoren, die allein deshalb für September eine große Abwärtskorrektur prognostizierten, weil der August so überdurchschnittlich positiv ausgefallen war. Auch waren angesichts des starken Kursanstiegs der vergangenen Tage und der gestrigen Korrektur vereinzelt Vergleiche mit dem Höhepunkt und dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 zu vernehmen.

 

Teurer Pessimismus

Dabei wissen vor allen Dingen viele heimische Börsianer, dass sich Pessimismus seit Monaten nicht auszahlt. Zu viele hatten aus vorgenannten Gründen auf eine längst fällige Korrektur gesetzt und vielerorts Probleme damit gehabt, aus den entsprechenden Short-Engagements auch nur halbwegs mit heiler Haut wieder herauszukommen. Aber auch diejenigen, die zuletzt (vgl. Börse Frankfurt Sentiment Index von Mittwoch HIER) seit langem wieder einmal auf steigende Kurse gesetzt hatten, sind gestern nicht unbedingt auf ihre Kosten gekommen. Denn der DAX machte 50 Punkte vor dem ersten von mir vermuteten großen Angebotsniveau (13.500) schlapp.

 

US-Arbeitsmarkt interessiert nur am Rande

Nun gab es gestern eine Reihe ökonomischer Daten zu begutachten. Aber selbst die deutlich besser als erwartet ausgefallenen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lockten zumindest Finanzmarktteilnehmer nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Dabei spreche ich nicht von den vielen Menschen, die auch in der vergangenen Woche diese Anträge stellen mussten und sehnlichst darauf warten, dass der Stimulus-Deal, um den sich Republikaner und Demokraten seit Wochen streiten, endlich zustande kommt.

Was jedoch die Finanzmarktteilnehmer angeht, ist das Interesse an Arbeitsmarkdaten – sofern sie besser als erwartet ausfallen – ohnehin seit dem Strategiewechsel der US-Notenbank von der vergangenen Woche recht gedämpft. Denn sollte sich die Beschäftigung verbessern, würde die Notenbank selbst bei Erreichen des angestrebten Maximums nicht geldpolitisch dagegenhalten und straffen. Ich bin sehr gespannt, ob der heute zur Publizierung anstehende Arbeitsmarktbericht zu größeren Reaktionen an den Märkten führen wird.

 

Gewinnmitnahmen im Aufwärtstrend

Der Euro jedenfalls hat gestern im Rahmen seiner Korrektur des Aufwärtstrends einen neutralen Tag produziert. Auch wenn es zu Beginn der Handelssitzung zunächst weitere leichte Kursverluste gab. Unter anderem, weil die Akteure zuletzt darauf setzten, dass die EZB gegen eine unerwünschte Euro-Stärke vorgehen könnte. Ich halte es indes vielmehr für einen reinen Zufall, dass die überbewertete „Verbalintervention“ von EZB-Chefvolkswirt Philipp Lane mit ohnehin fälligen Gewinnmitnahmen beim Euro bzw. US-Dollar zusammentraf. Am Ende bleibt die Unterseite weiterhin anfällig für korrektive Kursrückgänge in Richtung 1,1720/25 bzw. 1,1690; eine Phase, die auf der anderen Seite mit Überschreiten von 1,1925/30 beendet sein dürfte.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE
In eigener Sache

3. August 2021

Pause!

16. Juli 2021

Von Rekord zu Rekord

15. Juli 2021

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv