Dollar am Morgen Märkte

Ein Falke hält die Zügel

am
12. August 2019

EUR USD (1,1210)             Die vergangene Handelswoche hatte es durchaus in sich. Aber blickt man zurück, welchen Effekt die Eskalation im US-chinesischen Handelskrieg auf Finanzmärkte hatte, dann zeigt sich, dass von den Verlusten an den Aktienmärkten dies- jenseits des Atlantiks mancherorts ein Großteil wettgemacht wurde. Die US-Anleiherenditen konnten die Hälfte ihres Wochenverlusts wieder aufholen, und der Euro zeigte lediglich zu Wochenanfang eine deutliche Reaktion gegenüber dem Dollar nach oben, wirkt seither aber wie festgenagelt.

 

Neuwahlen drohen in Italien

Dies ist insbesondere aus europäischer Sicht bemerkenswert, da in Italien wieder einmal Neuwahlen drohen. Die Lega Nord unter Leitung von Matteo Salvini drängt nämlich auf ein rasches Ende der Koalition mit der Fünf-Sterne-Partei und kündigte einen Misstrauensantrag gegen den parteilosen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte an. Salvini hat bereits deutlich gemacht: Die einzige Option für ihn sind Neuwahlen. Und glaubt man derzeitigen Umfragen, kann die Lega Nord mit 34-39 Prozent der Stimmen rechnen und wäre dann die stärkste Partei.  

Nun sind häufige Neuwahlen in Italien nichts Außergewöhnliches. Aber der Renditevorsprung zehnjähriger italienischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit ähnlicher Laufzeit hatte von der Eröffnung am Freitag bis zum Schlusskurs mehr als 20 Basispunkte angezogen. Trotz dieser Nervosität der Anleihehändler – es handelte sich immerhin um den stärksten Wochenanstieg des Spreads seit Juni 2018 – zeigte sich der Euro praktisch unbewegt. Und das, obwohl vorgezogene Neuwahlen – Medienberichten zufolge strebt Matteo Salvini für diese den 13. Oktober an – mitten in die Verhandlungen mit der EU über den italienischen Haushalt für das Jahr 2020 fallen würden.

 

Interventionsgeschichten

Ein anderes Thema, das die Kommentatoren in der vergangenen Woche neben der Eskalation im Handelskrieg bewegte, war die mögliche Ausweitung dieses Konflikts auf einen Währungskrieg. Immer wieder tauchten Gerüchte auf, US-Präsident Donald Trump könne das Finanzministerium anweisen, den Dollar mit Hilfe von Währungsinterventionen zu schwächen. In diesem Zusammenhang soll der Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, Medienberichten zufolge eine wichtige Rolle bei der Eskalation des Handelskrieges mit China gespielt haben. Dem Vernehmen nach hatte er sich mit seinen Argumenten für eine rasche Erhöhung der Strafzölle bei Donald Trump gegenüber den als gemäßigter geltenden Steven Mnuchin (Finanzminister) und Larry Kudlow (ökonomischer Chefberater der Regierung) durchsetzen können. Auch die offizielle Bezeichnung von China als Währungsmanipulator soll auf sein Drängen hin betrieben worden sein. Was nun den Dollar angeht, soll sich Navarro bereits Ende Juli bei einer Präsentation gegenüber Donald Trump für Dollarverkäufe ausgesprochen haben, wurde aber angeblich von diesem sofort abgewürgt.

Da nun Navarro während der vergangenen Tage offenbar seine Position bei Trump erheblich stärken konnte, stellt sich natürlich die Frage, ob sich Navarro nicht auch mit seinen Interventionsideen am Ende durchsetzen kann. Wohl gemerkt: Donald Trump hatte sich zuletzt zwar gegen Interventionen zulasten des Greenback ausgesprochen, macht aber immer wieder deutlich, dass er den Dollar für viel zu fest halte. Da Trump nun nicht gerade als ausgesprochen berechenbar gilt und ein schwächerer Dollar dem Vernehmen nach auch einigen wichtigen demokratischen Senatoren in den Kram passen würde, sollte man einen solchen Schritt nicht ausschließen. Auch wenn die Wirksamkeit von Interventionen umstritten und die praktische Vorgehensweise diesbezüglich unklar ist.

Der Euro verharrte auch am Freitag in seiner Seitwärtsentwicklung mit Grenzen zwischen 1,1100/05 und 1,1365/70, wobei die Chance für einen Test des oberen Niveaus geringfügig höher als ein Rückfall zur Unterseite des Feldes scheint.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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