Verkalkuliert?
EUR USD (1,1185) Ökonomische Daten scheren die Marktteilnehmer derzeit wenig. Und ein leerer Datenkalender wie der vom gestrigen Montag wäre erst recht nicht für Volatilität im Euro gut gewesen. Dennoch gab es etwas Bewegung, aber aus anderen Gründen. Zunächst übernahmen die Euro-Pessimisten das Ruder, nicht zuletzt wegen der drohenden Neuwahlen in Italien. Allerdings stellte sich dann im Laufe des Tages heraus, dass sich der Chef der Lega Nord, Matteo Salvini, mit seinen Plänen für eine vorgezogene Neuwahl verrechnet haben könnte. Denn es scheint fraglich, ob Salvini überhaupt die notwendige Mehrheit für ein Misstrauensvotum im Parlament erreicht. Denn, abgesehen vom bisherigen Koalitionspartner, der Fünf-Sterne-Bewegung, wandte sich auch Matteo Renzi, der frühere Parteichef der oppositionellen Demokratischen Partei (PD), gegen eine Neuwahl. Letztlich vor dem Hintergrund, dass vorgezogene Neuwahlen mitten in die Verhandlungen mit der EU über den italienischen Haushalt für das Jahr 2020 fallen würden. Kurzum: Nach der vormittäglichen Schwäche des Euro bis zur ersten Unterstützung bei 1,1160 übernahmen die Euro-Bullen wieder das Ruder. Auch die Renditen italienischer Staatsanleihen bildeten sich nach dem deutlichen Anstieg vom Freitag wieder etwas zurück.
Keine ungeordnete Yuan-Abwertung
Dafür rückten der US-chinesische Handelskonflikt und das Devisen-Interventionsthema wieder ins Zentrum des Interesses bei den Marktteilnehmern. Aber auch die anhaltenden Proteste in Hongkong und der Absturz des argentinischen Peso sorgten für eine verstärkte Risikoaversion der Akteure. Die Aktienmärkte gaben nach, und die Renditen der US-Staatsanleihen schwächten sich ebenfalls ab; die typischen Fluchtwährungen Schweizerfranken und Yen waren zeitweise wieder einmal gut nachgefragt. Und dies, obwohl Chinas Wechselkursaufseher, Pan Gongsheng, angesichts des jüngsten Verfalls der chinesischen Währung, dem Yuan, gestern nach Ansicht hiesiger Medien eine stabile Landeswährung in Aussicht gestellt hatte. Folgt man jedoch dem Bericht der chinesischen Mediengruppe Caixin in der englischen Übersetzung, wird der stellvertretende Zentralbankchef so zitiert, dass der Handelskrieg den Yuan nicht in eine ungeordnete Abwertung stürzen werde. Womit eine kontrollierte Abwertung offensichtlich nicht ausgeschlossen wird. Und das ist genau das, was wir seit einer Woche bei der Entwicklung des Yuan-Wechselkurses gegenüber dem Dollar feststellen können: eine Abwertung von nicht einmal 0,3 Prozent. Also eine Größenordnung, an die sich die Devisenmärkte gewöhnen werden.
Der gestrige zeitweise Rücksetzer des Euro und die darauffolgende Erholung gegenüber dem Dollar haben die Gemeinschaftswährung allerdings ein wenig gestärkt. Gut möglich, dass angesichts der für heute anstehenden Publizierung der US-Konsumentenpreisindices etwas mehr Bewegung in die nach wie vor gültige Seitwärtsbewegung zwischen 1,1100/05 und 1,1365/70 (bzw. 1,1410) hineinkommt. Nach wie vor bleibt die Chance für einen Test der Obergrenze etwas höher als die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls zur Unterseite der Zone.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.