Die Positionen sind entscheidend
EUR USD (1,0820) Wenn man bedenkt, dass sich der Euro zumindest kurzfristig in einem Abwärtstrend befindet, ist der Wochenverlust gegenüber dem US-Dollar mit rund einem halben Prozent doch recht überschaubar geblieben. Nicht umsonst habe ich am vergangenen Freitag angemerkt, dass sich die Euro-Bullen noch längst nicht geschlagen geben. Gleiches gilt natürlich umgekehrt für die Dollar-Bären.
Italiens S&P-Rating zunächst unverändert
Nun kann man für die recht starke Freitags-Performance des Euro – immerhin wurde am selben Tag mit rund 1,0725 noch der niedrigste Kurs des Monats markiert – kaum die Entwicklung ökonomischer Daten als Begründung heranziehen. Vielleicht noch am ehesten aber die Tatsache, dass die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Einstufung für Italien (BBB) am Freitag beibehalten hat. Denn viele Marktteilnehmer waren davon ausgegangen, dass das Rating für Italien zurückgenommen würde. So konnte man förmlich eine Erleichterung bei den Akteuren spüren, die sich beispielsweise in der Renditedifferenz zwischen zehnjährigen italienischen Staatsanleihen und Bundesanleihen mit ähnlicher Laufzeit niederschlug: Zum Ende der Handelssitzung hatte sich der Spread von zuhöchst 271 Basispunkten in der vergangenen Woche auf 229 Basispunkte zurückgebildet.
Größte spekulative Dollar-Short-Position seit knapp zwei Jahren
Dass sich der Euro nur schleppend nach unten entwickelt, mag aber auch an den Positionierungen der Akteure liegen. Auch wenn ich nicht gerne die spekulativen Positionen der Chicagoer Futures-Börse, die die CFTC am Freitag veröffentlichte, als Beleg hinzuziehe, weil diese Zahlen für den Gesamtmarkt nicht repräsentativ und fast eine Woche alt sein mögen, zeigen sie doch einen gewissen Stimmungstrend. Denn in der zum 21. April endenden Berichtswoche lagen die Euro-Long-Positionen mit per Saldo 87.218 Kontrakten so hoch wie in den vergangenen 22 Monaten nicht mehr. Und berechnet man das Dollar-Nettoengagement anhand der wichtigsten globalen Valuten, so ergibt sich ein Gegenwert von einer Netto-Shortposition in Höhe von 11,5 Mrd. USD (vgl. Reuters). Dies ist gleichbedeutend mit der größten Dollar-Shortposition seit fast zwei Jahren.
Short aus gutem Grund
Im gleichen Zug wird aber auch deutlich, dass zumindest diese Akteure mit ihren Engagements derzeit nicht wirklich glücklich sein können. Andererseits sind etwaige Verluste noch nicht so hoch, als dass sie wirklich als schmerzhaft bezeichnet werden können. Vielleicht werden die spekulativen Dollar-Short-Positionierungen womöglich noch für längere Zeit nicht glattgestellt werden, weil sich manche Marktteilnehmer, genauso wie es der frühere Chef von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, am vergangenen Donnerstag in einem tweet sagte, an Eines nicht gewöhnen können: Dass die USA ihr Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung in Billionen-Dollar-Schritten nach oben treiben und viele (ausländische) Investoren den USA dennoch Dollar für eine Rendite von 0,6 Prozent auf zehn Jahre zur Verfügung stellen. Ein Haushaltsdefizit, das inklusive des am Donnerstag vom US-Kongress verabschiedeten Hilfspakets in Höhe von 484 Mrd. USD zurzeit mit 3,8 Billionen USD bzw. 18,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts berechnet wird. Das ist das höchste Defizit seit 1945 [1].
Der Euro bleibt trotz der Erholung vom Freitag in seinem kurzfristigen Abwärtstrend, der bis 1,0675 (1,0580/85) reicht. Allerdings ist die Gefahr von Aufwärtskorrekturen für heute höher einzuschätzen als die Wahrscheinlichkeit, dass der Abwärtstrend höheres Momentum gewinnt. Ein Trend, der nunmehr bereits oberhalb von 1,0895 zum Erliegen käme.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.
[1] Basierend auf Berechnungen des des überparteilichen Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB)