Zentralbanksitzungen im Fokus
EUR USD (1,0820) Ein recht ruhiger Tag für den Dollar liegt hinter uns. Und wenn man die gestrige recht erfreuliche Sitzung an den Aktienmärkten berücksichtigt, ist der zweite Korrekturtag für den Greenback relativ überschaubar ausgefallen. Auch der Euro schaffte es per Saldo, zwar weiteren Boden gut zu machen, aber vom Tagesgewinn von vorübergehend fast 60 Stellen war zum Handelsschluss gerade noch die Hälfte übrig geblieben.
Bank of Japan machte den Anfang
Die relative Ruhe mag vielleicht angesichts der bevorstehenden Ereignisse in dieser Woche verständlich sein. Denn nach dem gestrigen recht datenarmen Tag richtet sich das Interesse der Marktteilnehmer auf Fed und EZB, die am Mittwoch bzw. Donnerstag im Anschluss an ihre Zentralbanksitzungen ihre Statements vorlegen werden. Die Bank of Japan (BoJ) hat dies bereits gestern getan und bekannte sich unter anderem wie erwartet zu unbegrenzten Anleihekäufen. Bereits jetzt ist die Bilanzsumme der BoJ größer als das japanische Bruttoinlandsprodukt, womit die Zentralbank neben derjenigen der USA und der Eurozone als die aktivste bezeichnet werden kann.
„Smart people are buying stocks right now” (Trump)
Aber auch die US-Notenbank ist bislang durch nie dagewesene drastische Maßnahmen aufgefallen, so dass der Druck, handeln zu müssen, bei der am Mittwoch endenden zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) nicht allzu sehr auf der Fed lasten dürfte. Aber es gibt durchaus Kommentatoren und Analysten, die sich angesichts des jüngsten Entschlusses der Fed, selbst Junkbonds anzukaufen, einen weiteren folgerichtigen Schritt erhoffen: den Ankauf von Aktien. Gut möglich, dass US-Präsident Donald Trump insgeheim auch auf eine solche Entscheidung hofft. Ob er deswegen gestern im Rahmen einer Pressekonferenz äußerte, kluge Menschen würden gerade jetzt Aktien kaufen?
Allerdings wäre eine solche Maßnahme nicht unumstritten, denn bereits jetzt sagen Kritiker der Fed nach, sie würde so eng mit dem Finanzministerium zusammenarbeiten, dass sie quasi ihre Unabhängigkeit als Zentralbank aufgegeben hätte. Indes: Während die Zentralbank ihre Bilanzsumme während der vergangenen Wochen deutlich aufgebläht hat, hat die Fiskalpolitik in den USA mit einer drastischen Erhöhung der Staatsverschuldung ihren Beitrag zur Bekämpfung der ökonomischen Folgen der Corona-Krisen geleistet.
Viel ökonomisches Zahlenwerk in der zweiten Wochenhälfte
Maßnahmen, die sich allerdings nicht in der ersten Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt zum ersten Quartal dieses Jahres niederschlagen werden – deren Ergebnis wird ebenfalls für Morgen erwartet; die Median-Schätzung der Ökonomen geht von einem annualisierten Minus von 3,9 Prozent aus. Ich bin vermutlich nicht der Einzige, der mit der Größenordnung dieser Zahl wenig anfangen kann. Nur eines scheint sicher: Die Zahl wird – wie auch andere Wirtschaftsdaten in der zweiten Wochenhälfte – nicht gut ausfallen.
Unterdessen hat sich an der Position des Euro nicht viel geändert. Der kurzfristige Abwärtstrend (Potenzial bis 1,0675) bleibt intakt, solange 1,0895 nicht überwunden worden ist. Gegenüber gestern hat sich die stützende Nachfragesituation für den Euro kurzfristig allerdings wieder etwas verschlechtert.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.