Den falschen Schuldigen ausgemacht
EUR USD (1,0805) Die Geschwindigkeit, mit der manche Kommentatoren zu einem Urteil gelangt sind und Fed-Chef Jerome Powell für die Abwärtsbewegung verantwortlich machen, weil er den Aktienmärkten mit seiner deprimierenden Rede zur ökonomischen Situation in den USA und seiner Absage an Negativzinsen am Mittwoch den entscheidenden Schlag versetzt habe, hat mich doch überrascht. Wo doch der Fed-Chef überhaupt nichts Aufsehenerregendes von sich gegeben hatte.
Unverblümte Drohungen
Unterdessen scheint sich mehr und mehr herauszukristallisieren, dass die am Dienstag bekannt gewordene „Empfehlung“ der Trump-Administration an eine staatliche Versorgungskasse, alle Engagements in chinesischen Aktien umgehend zu stoppen, nur der Anfang war. Tatsächlich finde ich es erstaunlich, dass nur wenige Kommentatoren über diesen Schritt der Trump-Administration, möglicherweise die US-amerikanischen Kapitalströme in Richtung China zu begrenzen, ausführlicher berichten. Die Spannungen zwischen den USA und China dürften sich zudem durch die gestrigen Bemerkungen Donald Trumps gegenüber Fox Business kaum verringert haben. Der US-Präsident äußerte nämlich, er würde sich derzeit ganz genau die chinesischen Unternehmen ansehen, die an der New York Stock Exchange und der Nasdaq gelistet sind.
Auch US-Börsianer bleiben pessimistisch
Dass die US-Aktienmärkte gestern nicht noch mehr unter die Räder gekommen sind, dürfte dem Umstand zu verdanken sein, dass viele Akteure bereits auf der Short-Seite engagiert sind. Die gestern publizierte Stimmungsumfrage der AAII (American Association of Individual Investors, HIER) zeigte nämlich eine wenig veränderte, ähnlich negative Stimmung wie das Sentiment der Börse Frankfurt am Mittwoch. Vielleicht gab es im weiteren Verlauf des gestrigen Handelstages sogar die eine oder andere Gewinnmitnahme bei den Pessimisten, so dass zumindest kurzfristig ein weiteres Abgleiten der Aktienkurse verhindert wurde.
Der Dollar war auf der anderen Seite im Zuge der aufgekommenen Risikoaversion gut gefragt, aber dennoch nicht zu größeren Sprüngen bereit. Deswegen ist der Euro gestern auch gleich an seinem ersten kleineren Nachfrageniveau hängen geblieben. Auch wenn derzeit kein kurzfristiger Abwärtstrend erkennbar ist, zeigt sich die Gemeinschaftswährung immer noch leicht angeschlagen und wird sich erst oberhalb von 1,0915/20 stabilisieren.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.