Powell sagt Nein zu Negativzinsen
EUR USD (1,0805) Es sind nach wie vor nicht die Wirtschaftsdaten, die die Devisen- und Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks bewegen. Und obwohl die von Fed-Chef Jerome Powell gestern mit Spannung erwartete vorgefertigte Rede, die er auf Einladung des Peterson Institute for International Economics im Rahmen eines Online-Seminars hielt, eigentlich überhaupt keine großen Überraschungen beinhaltete, gab es im Anschluss dennoch Anzeichen für eine gestiegene Risikoaversion an den Finanzmärkten zu beobachten.
Weitere fiskalische Unterstützung nötig
Allerdings kann man sich schwer vorstellen, dass Powells Ausführungen zum schlechten Zustand der US-Wirtschaft großes Erstaunen bei seinen Zuhörern ausgelöst haben dürften. Auch bei der sich anschließenden Frage-und-Antwort-Runde, die online ablief, machte der Fed-Chef noch einmal seinen Standpunkt und den seiner Kollegen vom Offenmarktausschuss deutlich: Negative Leitzinsen werden zurzeit nicht als attraktives geldpolitisches Werkzeug eingestuft. Vielmehr führte Powell gestern aus, dass die Notenbank über effektive Werkzeuge zur Bewältigung der Krise verfügen würde. Aber er machte auch deutlich, dass er mit der Zeit noch mehr fiskalische Unterstützung für notwendig halte. Kurzum, der Kongress müsse wahrscheinlich noch mehr Geld ausgeben; selbst wenn dabei die Staatsverschuldung bzw. das -defizit noch einmal erhöht werden müssten.
Kaum sichtbare Kapitalströme beim Schweizer Franken
Zumindest zeitgleich mit Powells Absage an negative Leitzinsen konnten sich die typischen Fluchtwährungen Dollar und vor allem der Yen befestigen. Beim Schweizer Franken sind indes derartige Bewegungen kaum sichtbar, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro gegenüber dem Franken bei einer gedachten Linie von 1,05 CHF durch Interventionen stützen dürfte. Für diese Sichtweise spricht zumindest teilweise der Anstieg der bei der SNB unterhaltenen Sichteinlagen der Geschäftsbanken. Diese sind allein in den vier Wochen bis zum 8. Mai um 35 Mrd. CHF gestiegen.
Risikoaversion nochmals gestiegen
Dass die Risikoaversion bei mittelfristig orientierten Aktienmarktteilnehmern ebenfalls noch einmal leicht gestiegen ist, zeigt übrigens die gestrige Stimmungserhebung der Börse Frankfurt. Denn der dabei ermittelte Sentiment-Index ist noch einmal um 5 Punkte auf einen Stand von -23 gefallen. Wie ich das kommentiert habe, können Sie übrigens HIER nachlesen.
Durch die gestern wieder aufgeflammte leichte Dollarstärke hat es der Euro abermals verpasst, sein stabilisierendes Niveau an der Oberseite in Angriff zu nehmen. Dieser Kursbereich liegt immer noch bei 1,0915/20. Durch den gestrigen Rückgang hat sich die Position der Gemeinschaftswährung sogar leicht verschlechtert, da die Unterseite im Vergleich zu den Vortagen nicht mehr so gut durch etwaige kurzfristige Nachfrage geschützt ist.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.