Behavioral Living Gesellschaft

Déjà vu oder Sauerei

am
21. Juni 2013

Bin diese Woche viel unterwegs gewesen und daher kaum zum Schreiben gekommen. Aber der Besuch im Sportstudio musste heute einfach noch sein. Schon der Disziplin wegen. Und dann hatte ich schon wieder dieses déjà vu Erlebnis, das sich in letzter Zeit für mich vermehrt zu wiederholen scheint.

Da war sie wieder, eine von vielen trainierenden Damen, auf einem Laufband, selbiges steil eingestellt. Ich, ein paar Meter dahinter, auf dem Crosstrainer. Nach 45 Minuten waren wir beide schweißnass. Sie, ein paar Minuten vorher fertig, verließ das Gerät in Richtung Reinigungssäule, der Platz an dem sich der Spender für die Papierhandtücher und die Literflasche Desinfektionsmittel befinden. Eigentlich hätte es jedem klar sein müssen, was jetzt zu folgen hatte. Wo es doch auf jedem Sportgerät draufsteht: Die Bitte um Reinigung nach dessen Gebrauch. Allein die Anwesenheit der anderen drei oder vier mittrainierenden Männer und Frauen wäre eigentlich Garant genug gewesen, dieser Bitte gebührenden Nachdruck zu verleihen – allein ihre Anwesenheit hätte schon genügend soziale Kontrolle bedeutet.

Aber die Frau verschwand, ohne ihrer Verpflichtung, das Sportgerät zu reinigen, nachzukommen – ich kochte wieder einmal innerlich. Wo ich doch eigentlich nur hätte warten müssen, bis die Sportsfreundin aus der Umkleide herausgekommen wäre, um sie vor allen anderen zur Rede zu stellen. Bei einem Mann – ein solcher verließ übrigens vor ein paar Tagen ebenfalls sein Sportgerät ohne es nach intensivem Gebrauch zu reinigen – wäre ich vermutlich reservierter (sprich risikoavers) gewesen, hätte einem Schrank gegenüber vorsichtshalber den Mund gehalten. Aber darf man eine Frau so bloßstellen? Ich tat es nicht. Genauso wenig wie die Mittrainierenden, die eigentlich etwas von all dem hätten mitbekommen müssen. Offenbar gab es neben der Norm des Saubermachens eine noch höher stehende.

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4 Kommentare
  1. Antworten

    Ben

    22. Juni 2013

    Die optimale Lösung ist gutmütig zu Papier und sprühflasche greifen, die Frau nicht ansprechen aber sicher sein das sie zusieht, wärend du ihr Gerät reinigst. Zumindest hat du die Aufmerksamkeit und den Respekt der anderen anwesenden. Ich mach das manchmal, wenn jemand etwas auf die Straße schmeißt. Ich bück mich schnell, heb es auf und bring es zum Mülleimer und wenn er/sie guckt sag ich: ich mach das schon, kein Problem. Die Reaktionen reichen von Scham bis Wut. Mir egal – ist angekommen. Nie zornig werden, weil sich jemand nicht an regeln hält, mit gutem Beispiel vorangehen.

  2. Antworten

    Florian

    22. Juni 2013

    Lieber Joachim,
    mir scheint Sie haben in mein Buch über weibliche Verhaltensökonomie noch nicht hinein geschaut:
    http://www.amazon.de/Deutschlands-Frauen-schaffen-ihre-Männer/dp/3869351993/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1371886531&sr=8-2&keywords=willet+florian

    • Antworten

      Joachim Goldberg

      22. Juni 2013

      Das werde ich jetzt ganz schnell nachholen! 😉

  3. Antworten

    Werner

    22. Juni 2013

    genau das ist der Unterscheid zwischen Toleranz und Gleichgültigkeit. Letzteres wird so lange (aus-)genutzt, als Provokation betrieben, bis Frau eine Reaktion hervorgerufen hat, über die Frau sich aufregen darf…….
    Schon der Volksmund sagt: „wehret den Anfängen“ und „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“.
    Warum diese vornehmen Zurückhaltung, anders ausgedrückt gemeine Feigheit? Wer die üblichen Gepflogenheiten nicht beherrscht oder beherrschen will, gehört gemaßregelt, unmittelbar, andernfalls kommt es zu großen Eskalationen…
    gerade Deutsche sind berühmt für ihren Gleichmut und berüchtigt für ihre perfekten Eskaltionen….
    Die Frau ist eine Schlampe und das soll sie wissen, warum es ihr also nicht sagen?

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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