Commitment-Poker
Vor zwei Jahren haben wir alle noch auf ein griechisches Wunder gehofft. Damals hatte die EU-Kommission gerade neue Griechenlandpläne verkündet: Sie wollte die Griechen fest an die Hand nehmen, um sie durch einen strikten Sparkurs zu führen. Auch indem das Land regelmäßig zum Rapport gebeten werden sollte. Schon damals fragte ich mich, womit man einem Beinahe-Bankrotteur noch drohen könnte. Mit Geldstrafen etwa, wie sie seinerzeit im Gespräch waren? Auch kann ich mich noch gut daran erinnern, wie Griechenland der EU-Kommission versprach, seine Neuverschuldung bis zum Jahre 2012 unter drei Prozent des BIP zu drücken – damals hatte dieses Defizit gerade die 13-Prozent-Marke erreicht.
Nun hören wir zum wiederholten Male, dass Griechenland die ihm auferlegten zusätzlichen Einsparungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro akzeptieren wird. Aber die EU-Finanzminister haben sich gerade einmal zu einer Telefonkonferenz durchringen können – immerhin will man jetzt am kommenden Montag über die Hilfsgelder entscheiden. Damals wie heute spielt man auf Zeit, aber auch heute geht es um die Frage, ob Griechenland sein gegebenes Versprechen wird einhalten können. Wo wir doch ohnehin schon wissen, dass auch diese Sparanstrengungen die Verschuldung Griechenlands nicht, wie vor kurzem noch geplant, auf 120 Prozent des Bruttosozialprodukts bis 2020 gedrückt haben werden. Jeder weiß: Es kann und es wird nicht klappen. Denn jede weitere drastische Sparmaßnahme wird die Wirtschaftsleistung weiter schrumpfen lassen. Dennoch wird weiter Commitment-Poker gespielt, weil die Einsätze aller Beteiligten längst viel zu hoch sind, als dass einer passen könnte.
Heute stelle ich mir genauso wie damals die Frage, auch wenn das zu jener Zeit noch als unschicklich galt, warum die griechische Regierung immer noch nicht in der Lage ist, Steuern in angemessener Höhe einzutreiben oder den lange versprochenen Verkauf von Staatsbesitz endlich einzuleiten. Es wäre doch ein Leichtes, mit Hilfe einer oder mehrerer Investmentbanken einen Staatsfonds zu gründen, der dieses Vermögen direkt veräußert oder sich alternativ Geld über die Emission von Anteilen am Fonds beschafft. Allerdings mit der Auflage, dass diese Werte bzw. Anteile ausschließlich an Personen mit griechischer Staatsbürgerschaft verkauft werden dürften. Auch wenn dadurch nicht die anvisierten 50 Milliarden Euro eingenommen werden könnten: Das Land müsste sich nicht ausgeraubt und gedemütigt fühlen.
Und wenn es dann noch gelänge, der Steuerflüchtigen und ihrer Riesengeldsummen endlich habhaft zu werden – vielleicht sollte Griechenland wahr machen, wovon dereinst Steinbrück schwadronierte, und seine Kavallerie in die Schweiz schicken – müsste man sich bedeutend weniger Sorgen machen, ob sich zu den wütenden Menschen auf der Straße demnächst nicht auch noch Angestellte des öffentlichen Dienstes, etwa Feuerwehrleute und Polizisten, hinzugesellen.
So aber bleibt das Gefühl, dass die Zeit bis zur endgültigen Pleite Griechenlands immer kürzer und der Zorn seiner Bürger und Politiker immer heftiger wird.
janz
Haben wir hier in Deutschland nicht mindestens genausoviele Steuerflüchtlinge? Die Schuhmachers und Becker dieser Welt, verlegen Ihre Wohnsitze in die Schweiz, oder sonstwohin, um dem deutschen Viskus ein Schnäppchen zu schlagen.Also was ist hier gross anders!
Sascha
Es wird doch letztendlich so sein, dass wir die Kohle zahlen bzw. irgendwann alles „auf Null gestellt werden muss“, bei den Unsummen, die die Staaten weltweit verschuldet sind.