Dollar am Morgen

Auf der Suche nach der Schmerzgrenze

am
4. März 2021

Es dürfte gestern kaum jemanden überrascht haben, dass die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen nach einer zwischenzeitlichen Beruhigung wieder stramm auf dem Vormarsch waren und mit einem Anstieg von zeitweise mehr als 9 Basispunkten beinahe die 1,5-Prozent-Marke erreicht hätte. Die Argumente dafür sind allzu bekannt: Das US-Konjunkturprogramm wird nicht nur das Wachstum, sondern auch die Konsumentenpreise befeuern. Und so sind die mittelfristigen Inflationserwartungen der Investoren[1] gestern zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 auf 2,5 Prozent gestiegen.

 

Inflationserwartungen weiter gestiegen

Aber die Renditen der US-Staatsanleihen dürften zuletzt auch deswegen gestiegen sein, weil während der vergangenen Tage einige Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) den Eindruck hinterließen, dass sie wegen der schnell steigenden Renditen und der sich damit verschlechternden Finanzierungsbedingungen noch nicht sonderlich besorgt seien. Und so sieht fast danach aus, als ob die Bondmärkte herausfinden wollten, wann die Schmerzgrenze bei der Fed tatsächlich erreicht sein würde.

Nun haben die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks auf den neuerlichen Renditeanstieg zwar reagiert, aber zum Teil noch in überschaubarem Ausmaß. Zuvor konnte der hiesige DAX gestern Vormittag sogar zum ersten Mal seit dem 8. Februar wieder ein Allzeithoch markieren. Allerdings zeigte die Sentiment-Umfrage der Börse Frankfurt vom selben Tag, die ich übrigens HIER kommentiert habe, dass sich die Anlegerstimmung zurzeit durchaus positiv darstellt – von Euphorie kann allerdings keine Rede sein.

 

Greenback erholt

Angesichts der gestiegenen US-Anleiherenditen war der US-Dollar im Laufe des Tages angeblich wieder stärker gefragt und setzte auch den Euro zeitweise deutlich unter Druck. Und das, obwohl auf der anderen Seite auch die Rendite der Bundesanleihen mit entsprechender Zehnjahreslaufzeit ähnlich deutlich (ca. sieben Basispunkte) wie das US-Pendant angezogen hatte. Tatsächlich bleibt der Euro gegenüber dem Dollar weiterhin in seinem Seitwärtsmodus zwischen 1,1895 und 1,2250, innerhalb dessen jedoch nur mit Überschreiten von 1,2145 mehr Stabilität für die Gemeinschaftswährung angezeigt wäre.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

[1] Gemessen an der 5-Jahres-Break-Even-Rate

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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