Dollar am Morgen Märkte

Rohöl, Aktien-Futures und US-Renditen im freien Fall

am
9. März 2020

EUR USD (1,1400)             Heute früh in Fernost haben die Rohölpreise einen Kurssturz von mehr als 30 Prozent hinnehmen müssen, nachdem die Gespräche zur Begrenzung der Fördermengen zwischen der OPEC und Russland am Freitag gescheitert waren. In einem Markt, der ohnehin schon einen schweren Schlag bedingt durch die Coronavirus-Epidemie und die daraus resultierenden Konjunkturängste hinnehmen musste, kündigte Saudi-Arabien an, die Ölfördermenge hoch zu fahren. Im gleichen Zuge gaben in einer panikartigen Eröffnung die Preise der S&P 500 Futures heute früh um 5 Prozent nach, die Renditen der US-Staatsanleihen befinden sich im freien Fall.

Auch der Dollar hat sich deutlich abgeschwächt, so dass der Euro gegenüber dem Greenback heute früh auf rund 1,1490 anzog. Dabei sei dahingestellt, ob die Stärke der Gemeinschaftswährung nun der Rückabwicklung von sogenannten Carry Trades oder den US-Zinserwartungen geschuldet ist. Offensichtlich ist auf jeden Fall, gemessen an der Stärke der Kursreaktion, dass die Devisenhändler auch noch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem falschen Fuß erwischt worden sind.

 

Immer noch hohe Euro-Schieflagen möglich

Ein Indiz dafür sind die am Freitag veröffentlichten CFTC-Meldungen zu den Positionen an der Chicagoer Futures-Börse, wonach die Summe der spekulativen Euro-Short-Engagements immer noch die höchste Position unter allen Valuten darstellte. Und dies, obwohl das Gesamtvolumen von 114.000 Kontrakten aus der Vorwoche bereits um fast ein Viertel reduziert worden war. Allerdings – und das muss immer wieder betont werden – handelt es sich bei diesen Daten vom Freitag um den Stand der Positionen per Dienstag, den 3. März. Mit anderen Worten: Es ist gut möglich, dass in der Zwischenzeit weitere Glattstellungen dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit schiefliegenden Engagements vorgenommen wurden.

Nun ist am Ende der Woche eines offenkundig geworden: Die außerplanmäßige Zinssenkung der US-Notenbank vom vergangenen Dienstag in Höhe von 50 Basispunkten ist spätestens mit dem weltweiten Einbruch in der Aktienkurse in Fernost als verpufft zu betrachten. Auch weil die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries mit zeitweise weniger als 0,5 Prozent ein neues Rekordtief markierte. Oder weil die Rendite der Staatsanleihen mit 30-jähriger Laufzeit bereits am Freitag den größten Tagesverlust seit November 2008 zeitigte und die Woche unter 1,0 Prozent beginnt.

 

Positive Arbeitsmarktzahlen interessieren nicht

Fast hätte ich es vergessen – am Freitag gab es ja auch noch den US-Arbeitsmarktbericht, der in normalen Zeiten für Furore gesorgt hätte. Denn im Februar wurden in den USA 273.000 neue Stellen geschaffen, weit ab von der Median-Prognose der Ökonomen, die von einem Plus von 175.000 Stellen ausgingen. Außerdem ergaben die Revisionen für Dezember und Januar per Saldo noch einmal ein Stellenplus von 85.000, das zu den bisher publizierten guten Zahlen noch hinzugefügt werden muss. Aber all das dürfte Händler kaum geschert haben, weil infolge der Corona-Krise diese Zahlen veraltet und wertlos sein dürften.

Unterdessen hat der Euro die vergangene Woche mit einem Plus von knapp 2,6 Prozent beschlossen und seinen kurzfristigen Aufwärtstrend bis über den Potenzialpunkt von 1,1450 hinaus fortgeschrieben. Und solange sich der Euro oberhalb von 1,1210/15 bewegt, bleibt der kurzfristige Aufwärtstrend intakt.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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