Dollar am Morgen Märkte

Tag der Verwüstung

am
10. März 2020

EUR USD (1,1350)             Der Wochenbeginn war für die Finanzmärkte ein Desaster, und die Liste der Vorschläge, wie man dem Baisse-Drama an den Aktienmärkten entgegenwirken könnte, ist lang. Dabei scheint die Fantasie der Akteure grenzenlos. Die einen erwarten mindestens einen weiteren außerplanmäßigen Zinsschritt der US-Notenbank von 50 Basispunkten, noch besser jedoch eine Zinssenkung von 100 Basispunkten, damit der Zielkorridor der Fed Funds auf 0 bis 0,25 Prozent sinkt.

Andere wiederum setzen auf Maßnahmen von der Trump-Administration – allerdings relativierte der US-Präsident auch gestern wieder einmal die Gefahr, die von dem Coronavirus ausgeht. Gemeint sind Hilfen für besonders von der Epidemie betroffene Unternehmen bis hin zu einer zeitweisen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Immerhin scheint man sich auf Regierungsseite mit diesem Thema ernsthaft zu beschäftigen, will man sogenannten Quellen Vertrauen schenken.

Andernorts wiederum wird angeregt, dass die Zentralbanken zumindest zeitweise risikobehaftete Anlagen wie Aktien, Unternehmensanleihen noch in dieser Woche aufkaufen sollen. Am besten in einem konzertierten Rahmen. Weil nicht wenige Akteure im jüngsten Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland sowie dem Covic-19 Virus die Zutaten für eine Kreditkrise sehen.

 

Gesucht: Die „Hand Gottes“ der Finanzmärkte

Gefragt ist schlichtweg eine Hand Gottes der Finanzmärkte. Und da musste ich natürlich unwillkürlich – wie stets in Zeiten der Krise und des Kontrollverlusts – an das Plunge Protection Team (PPT) denken. Eine schnelle Eingreiftruppe, deren Gründung dem früheren US-Präsidenten Ronald Reagan als Reaktion auf den Börsencrash 1987 zugeschrieben wird. Dem Vernehmen nach sollen diesem Zirkel ausgewählte Regierungsvertreter, Fed- und SEC-Chefs und hochangesehene Banker angehören. Ihr Auftrag: den Aktienmarkt durch Markteingriffe vor konjunkturgefährdenden Paniken und Crashs bewahren.

Während die einen darauf schwören, dass es das Plunge Protection Team zum Schutz der Märkte tatsächlich gibt, winken andere ab und meinen, die Gruppe sei in der Vergangenheit ja nicht gerade erfolgreich gewesen. Und in diesem Zusammenhang fällt mir das Frühjahr 2008 ein. Damals ging das Gerücht um, das Team sei bei einem Kursabsturz infolge der Subprime-Krise (Bear Stearns) als Käufer von Aktien aufgetreten. Allerdings ohne letztlich den späteren Absturz der US-Aktienmärkte im vierten Quartal 2008 verhindern zu können.

 

Euro bleibt gefragt

Weil der US-Dollar auch gestern unter Druck blieb, hat sich an der guten Position des Euro, trotz des deutlichen Rücksetzers heute früh, nichts geändert: Dessen kurzfristiger Aufwärtstrend (in der steilen Version) bleibt jedenfalls intakt, solange sich die Gemeinschaftswährung oberhalb von 1,1215/20 bewegt. Und wie weit sich der Markt von etwaigen Schieflagen mittelfristig orientierter Marktteilnehmer mittlerweile wegbewegt hat, zeigt unser Behavioral-Finance-Modell, wonach der mittlere Einstandspreis dieser Engagements bei 1,1040 anzusetzen wäre.

 

Hinweise

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

Aufgrund eines technischen Fehlers war die gestrige Kurstabelle leider falsch zusammengesetzt. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv