Dollar am Sonntag

Korrekturwoche

am
21. Juni 2020

EUR USD (1,1175)             Eine Woche der Markt-Korrekturen liegt hinter uns. Das gilt sowohl für den Euro, der gegenüber dem US-Dollar an Boden verlor, als auch für die Aktienmärkte, die sich nach dem Tiefpunkt vom vergangenen Montag wieder deutlich erholen konnten. Der DAX erzielt ein Plus von 6,3 Prozent, und für den US-Aktienindex S&P 500 notieren wir so gesehen einen Zuwachs von 4,4 Prozent, so dass beide Indices zeitweise mehr als die Hälfte ihres Verlustes aus der davorliegenden Handelswoche wettmachen konnten.

 

Verschwundene Korrelation

Allerdings wird auch etwas anderes offenkundig: Diese Rückkehr der Risikofreude an den Aktienmärkten hat sich keineswegs im Dollar niedergeschlagen. Wo doch gerade erst am vergangenen Donnerstag Kommentatoren anmerkten, dass während der vergangenen drei Monate ein deutlicher Zusammenhang zwischen Aktienmärkten und Währungsentwicklungen zu beobachten gewesen sei. So würde der Dollar etwa bei Risikofreude am US-Aktienmarkt fallen und bei Risikoaversion steigen, hieß es. Tatsächlich hat der Dollar gegenüber einem Korb von Währungen trotz der Erholung an den Aktienmärkten innerhalb der vergangenen fünf Handelstage sogar leicht – wir sprechen von rund 0,5 Prozent – zugelegt. Und der Euro verlor in der Summe sogar ein bisschen mehr an Boden und schwächte sich graduell von Tag zu Tag ab.

 

Uneinheitliche Stimmungsbilder

Vielleicht sollte man in diese beiden Entwicklungen ohnehin nicht allzu viel hineinzulesen versuchen, denn an den Aktienmärkten bot die Abwärtskorrektur bis zum vergangenen Montag eine gute Einstiegschance für diejenigen, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Zumindest vermittelt die Stimmungsumfrage der Börse Frankfurt vom vergangenen Mittwoch den Eindruck, dass der Pessimismus und die damit zusammenhängenden Short-Positionierungen bzw. Absicherungen gegen einen Kursverfall deutlich abgenommen haben.

 

AAII-Daten: Investoren wieder pessimistisch

In den USA wiederum zeichnete sich für die Aktienstimmung ein etwas anderes Bild ab. Schien am Donnerstag vor zehn Tagen laut Umfrage der AAII (American Association of Individual Investors) die Zahl der Pessimisten dort ziemlich gering zu sein, hat sich dies in der Umfrage in der Nacht zum vergangenen Freitag (MESZ) wieder deutlich geändert: Die Pessimisten sind plötzlich wieder „ungewöhnlich“ deutlich in der Mehrheit[1] – ganz im Gegensatz zu den privaten und institutionellen Investoren hierzulande. Gut möglich, dass man in den USA auf die jüngsten COVID-19-Infektionszahlen im eigenen Land, die sich zuletzt nicht zum Guten entwickelt haben, aufgrund der örtlichen Nähe wesentlich sensibler reagiert, als dies etwa hiesige Investoren taten.

Die Stimmungsentwicklung in den USA lässt allerdings wenig Rückschlüsse auf die Profitabilität der zugrundeliegenden Engagements zu. Aber eines wird ähnlich wie bei der hiesigen Umfrage der Börse Frankfurt deutlich: Mittelfristig orientierte Optimisten werden den Aktienmärkten nur kurzzeitig und im Falle von schnellen Gewinnen die Treue halten.

 

Euro: In den fallenden Markt gekauft

Was den Euro angeht, hat die Kursentwicklung den Anschein, als ob sich Nachfrager in den fallenden Markt eingekauft hätten. Wobei ich davon ausgehe, dass es sich bei diesen Akteuren um diejenigen handelt, die den kurzfristigen Aufwärtstrend des Euro von Mitte Mai bis Mitte Juni verpasst hatten. Ein Indiz dafür: Die spekulativen Positionen der Chicagoer Futures-Börse, die die CFTC am Freitag veröffentlichte, zeigten per vergangenem Dienstag den vierten Anstieg von Euro-Long-Positionen in Folge, so dass diese jetzt den höchsten Stand seit Mai 2018 erreicht haben. Allerdings hat der Eurokurs nur einen der zurückliegenden sieben Handelstagen mit einem Plus beendet. Anders ausgedrückt: Der kurzfristige Aufwärtstrend des Euro hat spürbar an Momentum verloren; er bewegt sich zwischen den gedachten Grenzen von 1,1120 (modifiziert) und 1,1550. Um die Trenddynamik wieder zu erhöhen, müsste nunmehr mindestens 1,1320/25 überwunden werden.

 

 

Hinweise

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

[1] https://www.aaii.com/sentimentsurvey

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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