Märkte

Eine alternativlose Aktion

am
22. Dezember 2011

Manchmal beschleicht mich das seltsame Gefühl, egal, wie die EZB, aber auch die Politik in Sachen EU-Schuldenkrise entscheidet – es scheint immer falsch zu sein. Und so war es auch kein Wunder, dass die jüngste Operation der EZB, bei der diese dem Markt Liquidität in Höhe von 489 Milliarden Euro zugeführt hatte, mancherorts von den Kommentatoren heute Früh sogleich wieder zerpflückt wurde. Natürlich könnte es einem mulmig werden, wenn eine Zentralbank quasi hintenherum ein Liquiditätsprogramm vergleichbar mit der zweiten quantitativen Lockerung der US-Notenbank (QE2) durchführt. Mit dem Unterschied jedoch, dass der Geldsegen nach drei Jahren (im schlimmsten Fall mit Option auf Verlängerung) zurückgegeben werden muss. Ja, man könnte jetzt schnell wieder einwenden, die Regeln (etwa das Verbot der Finanzierung der Staatshaushalte) seien durch die Maßnahme von der EZB de facto gebrochen worden. Was wäre aber die Alternative gewesen? – Eine Frage die man sich stellen sollte, wenn ein Kommentator in der heutigen Ausgabe der FAZ fordert, das Ganze müsse Grenzen haben.

Tatsächlich hat die EZB mit ihren teils von den Akteuren anfänglich völlig unterschätzen Beschlüssen vom 8. Dezember viel erreicht. Alleine schon weil sie den Kreditinstituten mit ihrer Liquiditätsoperation mehr Sicherheit gegeben hat. Sicherlich kann man einwenden, dass damit ein Problem zunächst einmal in die Zukunft verschoben wurde. Und Skeptiker können mit Recht darauf hinweisen, dass der Liquiditätsengpass bei den Banken erheblich gewesen sein muss, wenn man das georderte Liquiditätsvolumen in Betracht zieht. „Gewesen sein muss“ betrifft jedoch die Vergangenheit, deren Problem zunächst gelöst scheint. Ich möchte übrigens nicht wissen, wie die Kommentatoren reagiert hätten, wenn die zur Verfügung gestellte Liquidität nicht am oberen Ende der Erwartungen, sondern an deren Untergrenze gelegen hätte. Wie ich die Rolle der EZB und die Reaktion der Märkte derzeit sehe, können sie übrigens in meinem jüngsten Interview beim Deutschen Anlegerfernsehen, das Andreas Scholz mit mir führte, erfahren. Zum Interview gelangen Sie hier.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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