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3. November 2020

EUR USD (1,1655)             Während sich die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks gestern ordentlich erholten, blieb der Dollar interessanterweise dennoch gefragt. Der Euro produzierte gar zum sechsten Mal hintereinander einen Tagesverlust. Zwar ist der Ausgang der US-Wahlen völlig ungewiss, aber es hat den Anschein, als ob die Akteure zumindest nicht mit einer Aktien-Short-Position in die Wahlnacht gehen möchten. Und es gibt durchaus Analysten, die sich vorstellen können, dass der Ausgang der wohl wichtigsten Wahlen in den USA seit Jahrzehnten für die Finanzmärkte sogar am Ende ein sogenanntes Non-event darstellen könnte.

 

Im Zweifel handelt die Fed

Natürlich besteht weiterhin die Meinung, dass ein Erdrutschsieg der Demokraten Hoffnung auf ein Konjunkturprogramm wiederbeleben und damit ein Kaufargument für Aktien darstellen würde. Zumindest kurzfristig. Aber es gibt mittlerweile Stimmen, die einem US-Stimulus-Programm gar nicht mehr so große Bedeutung beimessen. Psychologisch verständlich, denn mental hatte man jedwede Hoffnung auf ein solches Programm zumindest auf kurze Sicht ohnehin abgeschrieben. Aber wenn nun schon die Fiskalpolitik nicht schnell reagieren kann, spielt mancherorts plötzlich doch wieder die Geldpolitik der Zentralbank eine Rolle. Zumindest insofern, als zusätzliche quantitative Lockerungsmaßnahmen zumindest den US-Aktienmärkten wie schon in den Monaten zuvor noch einmal einen Schub verleihen könnten.

 

Am Ende doch wieder bullisch

Dies wäre insofern von Bedeutung, falls das Wahlergebnis von heute Nacht knapp ausfiele oder angefochten werden sollte. Zwar würden die Aktienmärkte vermutlich erst einmal risikoavers reagieren. Wahrscheinlich gelangten die Akteure dann aber recht schnell zu der Überzeugung, dass es ja immer noch ein Ass im Ärmel gibt: Die Fed, die im Zweifel mit weiteren taubenhaften geldpolitischen Maßnahmen für noch mehr Liquidität sorgen würde. So gesehen ist die Angst, die nächste Rallye am Aktienmarkt zu verpassen, womöglich größer als die Angst vor einem unklaren Wahlausgang oder einer Verschlechterung der Covid-19-Situation.

So gesehen liegen die Vorteile derzeit beim Dollar, und der Euro bleibt trendlos und leicht unter Druck (Risiko zunächst bis 1,1510). Dies gilt zumindest solange, wie das Niveau von 1,1780/85 nicht überwunden wird.

Da ich Mittwochvormittag wegen der US-Wahlen beruflich anderweitig engagiert bin, wird es mir nicht möglich sein, einen zeitnahen Kommentar zu erstellen. Die nächste Ausgabe von Dollar am Morgen kann daher erst am Donnerstag (5. November) erscheinen.

 

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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