Dollar am Sonntag Märkte

Vertane Chance

am
12. Juli 2020

EUR USD (1,1300)             Mit Blick auf die vergangene Handelswoche kann man sagen, dass der Euro eine gute Chance vergeben hat, sich aus der anhaltenden Seitwärtsentwicklung während der letzten Zeit zu befreien. Zwar können wir für die Gemeinschaftswährung den höchsten Wochengewinn seit gut einem Monat verzeichnen. Aber dieser Zugewinn beträgt nur noch die Hälfte des rund 1,1prozentigen Aufwärtsimpulses, den der Euro zwischenzeitlich erreicht hatte. Ein Impuls, der einige Kommentatoren immerhin dazu veranlasst hatte (ich berichtete darüber am vergangenen Freitag HIER), über einen baldigen Aufwärtstrend nachzudenken.

 

Risikofreude – aber eher in den USA

Ein bisschen Euro-Stärke hat in der vergangenen Woche auf der anderen Seite spiegelbildlich auch ein wenig Dollarschwäche bedeutet. Im gleichen Zuge waren naturgemäß auch die Stimmen derjenigen Kommentatoren zu vernehmen, die diese leichte Dollarschwäche mit einer gestiegenen Risikofreude und verstärkten Hoffnung auf die Entwicklung von Covid-19-Medikamenten begründeten. Das mag für die US-Aktienmärkte gelten, die die abgelaufene Handelswoche mit einem leichten Plus beendeten – genauso wie der hiesige DAX. Für die Aktien der Eurozone insgesamt, gemessen am EURO STOXX 50, gilt dies allerdings nicht. Der Index befand sich bei Handelsschluss in etwa auf dem Niveau wie zum selben Zeitpunkt in der Vorwoche.

 

Zunehmend immun gegen Infektionsrekorde

Indes: Die vergangene Woche hat einmal mehr gezeigt, dass die Aktienmärkte immer weniger auf neue Covid-19-Infektionsrekorde in Arizona, Texas, Kalifornien oder anderen US-Bundesstaaten reagieren. Dabei lässt sich beobachten, dass sich die Teilnehmer an den Finanzmärkten umso unbeeindruckter von den in den Online-Medien teilweise hochgespielten Rekordzahlen zeigten, je weiter entfernt sie sich von den Infektionsherden entfernt befanden.

Zudem wird nicht nur von Finanzmarktanalysten auf Studien verwiesen, wonach der Anteil der tödlich endenden Covid-19-Infektionen im Vergleich zur ersten Corona-Welle deutlich gesunken ist. Allerdings mag diese optimistische Sichtweise zu simpel sein. Denn es gibt auf der Skala zwischen einer symptomlosen und einer tödlich verlaufenden Covid-19-Infektion viele Ausprägungsmöglichkeiten. Ganz zu schweigen von den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung, über die noch nicht allzu viel bekannt ist.

 

Mittelfristig immer noch pessimistisch

Zwar mag zur Zeit der Optimismus bei den Akteuren an den Finanzmärkten immer mal wieder kurz aufflammen, zusätzlich befeuert durch positive Überraschungen beim Bekanntwerden neuer ökonomischer Daten, so gibt es trotzdem, vor allem unter den hiesigen mittelfristigen orientierten Investoren, noch genügend Pessimisten. Dies vermittelt etwa die Umfrage der Börse Frankfurt vom vergangenen Mittwoch, die ich HIER kommentiert hatte. In den USA zeigte jedoch die Sentiment-Erhebung der AAII (American Association of Individual Investors) per 8. Juli[1] einen reduzierten Pessimismus als Spiegel verringerter bearisher Engagements.

Unterdessen hat der Euro am Freitag seinen Stabilitätspunkt bei 1,1250 an der Unterseite getestet – dieses Niveau muss gehalten werden, damit die Gemeinschaftswährung ihre kurzfristige Stabilität innerhalb der Seitwärtsentwicklung beibehalten kann.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

[1] Vgl. https://www.aaii.com/sentimentsurvey

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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