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23. März 2011

Die steigenden Kraftstoffpreise haben dazu geführt, dass sich das Augenmerk der meisten Autofahrer noch mehr als normalerweise auf den ohnehin am meisten beachteten Kostenpunkt eines Kraftfahrzeugs konzentriert: den Benzinpreis. Obgleich dieser nicht die größte Ausgabenposition eines Autos ausmachen dürfte. Häufig schlägt der Wertverlust, vor allen Dingen beim Kauf eines Neuwagens, viel stärker zu Buche[i]. Trotzdem wird dieser Posten gerne übersehen, weil der Verlust nur beim Verkauf wahrgenommen wird[ii], während wir mit den Treibstoffpreisen bei jedem Auftanken konfrontiert sind.

In den USA scheinen nun die Sorgen der Autokäufer um die steigenden Benzinpreise einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben. So berichtete die Zeitung USA Today, dass überall in Amerika die Liebhaber des Toyota Prius sämtliche Vorführwagen aufkauften, weil sie befürchteten, die Produktion dieses energiesparenden Autos made in Japan könnte wegen der jüngsten Katastrophen eingeschränkt werden. Dabei ist die Nachfrage nach diesem Modell so sehr gestiegen, dass dessen Preis in den vier auf die japanischen Erdbeben und den Tsunami folgenden Tagen um ein halbes Prozent gestiegen ist. Anscheinend sind umweltbewusste Autokäufer momentan bereit, für Energie sparende Karossen mehr Geld als sonst auszugeben.

Da sich die Angebotssituation über kurz oder lang sicherlich wieder normalisieren wird, muss man davon ausgehen, dass sich in ein paar Jahren die heute gezahlten Preisaufschläge in den Gebrauchtwagenpreisen nicht widerspiegeln werden. Wodurch sich der Wertverlust der heute gekauften Autos noch einmal vergrößert.

Ich bin mir natürlich im Klaren darüber, dass der sparsame Energieverbrauch womöglich nicht das einzige Motiv für den Kauf eines Autos darstellt. Weil Formschönheit, ein gelungenes Design für viele Menschen mindestens genauso wichtig sind. Ob man dem Toyota Prius solche Eigenschaften zusprechen kann, überlasse ich jedoch gerne dem Leser selbst.


[i] Unterstellt sei eine durchschnittliche Fahrleistung von 19.000 km pro Jahr, Quelle: http://presse.autokralle.eu vom 24.6.2010

[ii] Bei Leasingfahrzeugen wird der Wertverlust ebenfalls wahrgenommen – allerdings nur beim Unterschreiben des Leasingvertrages oder nach einem Wechsel des Fahrzeugs

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3 Kommentare
  1. Antworten

    Horst Schmidtke

    23. März 2011

    Solange das Auto als emotionales Produkt verkauft werden kann und nicht als schnöde Maschine behandelt wird, lässt die breite Masse den Wertverlust gern außen vor. Schließlich will man mit dem Auto etwas darstellen und nicht nur von A nach B kommen.

    ABER ich denke, die Situation wandelt sind. Die Jugend identifiziert sich eher über iPod und iPhone als VW oder BMW. Daraus könnte für die Hersteller ein riesiges, unlösbares Problem entstehen. Denn müssen die deutschen Hersteller in Deutschland erstmal zu US-Preisen verlaufen, stehen Massenentlassungen bevor, denn wenn der Passat dann für knappe 15 T€ auf den Markt käme, könnte sicher kaum noch in Wolfsburg vom Proletarieradel geschraubt werden. Dies erledigen dann Polen und Ukrainer bzw. Rumänen und Bulgaren.

    Die Auto-Kosten kann man nur begrenzen, in dem man, wie üblich billig einkauft. lange nutzt und die Nutzung begrenzt/minimiert. Alles andere sind Taschenspielertricks.

  2. Antworten

    Horst Schmidtke

    23. März 2011

    Die welt bekommt für gleichlautende Statements sogar Geld: http://goo.gl/KOJvr

  3. Antworten

    Joachim Goldberg

    23. März 2011

    Na das paßt doch wie die Faust auf’s Auge! Übrigens: Ich habe als Frankfurter (Innenstadtbewohner) schon seit über 15 Jahren kein eigenes Auto mehr und nutze dann und wann Carsharing.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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