Märkte Wirtschaft

Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch‘…

am
6. Februar 2014

Man kann durchaus geteilter Meinung sein, ob man den New Yorker Chefstrategen der Deutschen Bank so durch den Kakao ziehen muss, wie heute auf dem Blog zerohedge.com (hier) nachzulesen ist. Da ist nämlich von dessen Vorhersage-Fähigkeiten in Sachen US-Arbeitsmarktbericht die Rede – letzterer wird Morgen für den Monat Januar veröffentlicht. Da wird nicht nur auf die niedrige Erfolgsquote des Ökonomen von 51 Prozent im Vergleich zu einem Münzwurf hingewiesen. Vielmehr wird auch noch der statistische Nachweis gebracht, dass man besser gefahren wäre, wenn man zur Vorhersage der neu geschaffenen Stellen (Nonfarm Payrolls), einfach den Wert des Vormonats genommen hätte. Abgesehen davon, dass ich es nicht besonders nett finde, wenn Strategen derart bloßgestellt werden, zeigt diese Geschichte doch ganz klar, welchen Unsinn die Akteure an den Finanzmärkten (meist) jeden ersten Freitag im Monat eigentlich treiben. Da werden Meinungen gefällt und Entscheidungen getroffen, inwieweit eine publizierte Zahl von den Vorhersagen eines Panels von Ökonomen abweicht, deren Vorhersagefähigkeiten kaum besser als die des Deutsche Bank Strategen sein dürften.

 

Neue Börsenregel

Auch wird in besagtem Blog der Vergleich zum berühmten Murmeltier Groundhog Phil gezogen, das bezüglich der Februar/März Durchschnittstemperatur in den USA eine Erfolgsquote von sage und schreibe 71 Prozent haben soll. Natürlich hat es so ein Murmeltier wesentlich einfacher, weil es nur aus seinem Loch kriechen muss, statt zahllose Statistiken zu durchforsten, um zu einer Prognose zu gelangen. In Deutschland gibt es analog zu hierzu eine entsprechende Bauernregel: „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch‘, geht auf vier Wochen er wieder zu Loch‘“. Wenn Sie, werter Leser, jetzt aus dem chs ein X machen, und in den Wetterannalen vom 2. Februar – am besten in Frankfurt, wo der DAX zuhause ist – nachsehen, können Sie eine bislang nicht in der Finanzpresse veröffentlichte Börsenregel direkt überprüfen. Ob der DAX wohl in den kommenden vier Wochen auch im Loch bleibt?

Wir sind dieser Frage nachgegangen, haben uns aber nicht nach dem Wetter, sondern nach der Stimmung der Anleger gerichtet, die die Börse Frankfurt am ersten Mittwoch nach Maria Lichtmess befragt hat. Meine Analyse hierzu können Sie hier finden, die Analysedetails hat diesmal mein Mitstreiter Gianni Hirschmüller (hier) besonders sorgfältig bearbeitet.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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