DAX-Sentiment Märkte

Sentiment vom 29. Mai – DAX: eine Self-fulfilling-prophecy?

am
29. Mai 2019

Man braucht nur auf die Kursentwicklung von DAX, EURO STOXX 50 und S&P 500 zu blicken und wird das erkennen, wovon Charttechniker schon seit einiger Zeit sprechen. Die Rede ist von mehr oder weniger schön geschnittenen Head & Shoulders Formationen, die das Ende des mittelfristigen Aufwärtstrends ankündigen sollen. Seit gestern sind diese Formationen zum Teil bereits vollendet und auch beim DAX scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Aber werden diese Formationen funktionieren? Ein Caveat ist angebracht:

Denn ein Irrglaube hält sich immer noch hartnäckig:* Die Idee, dass Charts vor allen Dingen deswegen gut funktionierten, weil so viele Akteure ihnen folgen. Genau diese sich selbst erfüllende Prophezeiung wurde mir schon vor Jahrzehnten von Kritikern immer wieder entgegengehalten.

Leider habe ich immer wieder das Gegenteil erfahren. Denn je mehr Chartjünger an einem bestimmten weithin kommunizierten Preisniveau als Folge bestimmter Kauf-oder Verkaufssignalen handeln, desto schneller und kräftiger reagieren die Kurse an dieser Stelle, so dass der kleine vermeintliche Vorteil gegenüber der Masse der Marktteilnehmer schnell dahinschmilzt. Man könnte auch sagen, aus der self-fulfilling prohecy wird mit zu starkem Gebrauch eines Handelsansatzes jedweder Art eine self-fulfilling destruction, eine sich selbst erfüllende Zerstörung. Weil sich große, schwere Marktteilnehmer freuen, wenn eine Analysemethode – dazu gehören auch fundamentale und ökonomische Analysen – en vogue ist. Nicht weil sie ihren Signalen folgen möchten. Im Gegenteil. Solche Marktteilnehmer können nur dann weitestgehend unbemerkt etwa als Käufer agieren, wenn möglichst viele der anderen Akteure an den „Untergang“ glauben. Oder verkaufen, wenn der Rest der Welt euphorisch ist.

Nun haben wir es mit einer Head & Shoulders Umkehrformation beim DAX zu tun, bei der viele Akteure offenbar bereits im Vorfeld gehandelt und als Bären aktiv waren. Lesen Sie HIER meinen Kommentar, den ich wie immer für die Börse Frankfurt geschrieben habe. Oder verfolgen Sie HIER das Skype Interview, das Edda Vogt (Börse Frankfurt) mit mir geführt hat.

 

  • Auszug aus meinen Beitrag vom September 2015

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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