Märkte Wirtschaft

Relativ bedeutungslose gute Zahlen

am
3. Februar 2012

Hört, hört!  Die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt sind schon wieder besser als erwartet ausgefallen. Wer will denn da noch meckern, wenn die US-Nonfarm-Payrolls mit einem Plus von 243.000 neu geschaffenen Stellen im Januar fast mehr als 100.000 über den durchschnittlichen Prognosen der Ökonomen liegen? Und wenn auch noch die Arbeitslosenquote mit 8,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Februar 2009 fällt? Ganz zu schweigen von den Revisionen der Vormonatszahlen – alle wieder nach oben. Warum nur liegen so viele Ökonomen wieder einmal daneben? Oder hat, wie ein Kommentator es soeben ausdrückte, Ben Bernanke „keinen blassen Schimmer“ von dem, was im Arbeitsmarkt vor sich geht?

Wenn man die gestrige Rede Bernankes vor dem Haushaltsausschuss des US-Kongress verfolgt hat, konnte man bei genauem Hinhören recht schnell erfahren, wohin die Reise in den USA tatsächlich geht. Bereits im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) in der vergangenen Woche hatte ihr Präsident bereits durchblicken lassen, dass man, falls notwendig, sogar ein Überschreiten des Inflationsziels von 2 Prozent tolerieren werde. Damit hat er sich genügend Flexibilität erhalten, wenn die Situation es erfordert, nicht sogleich die Zinsen erhöhen oder quantitative Lockerungsprogramme einstellen zu müssen. Da sich der Fed-Chef verständlicherweise bei seinem zweiten Ziel, dem die Notenbank verpflichtet ist, Wachstum und Beschäftigung zu sichern, nicht festlegen konnte, fragten sich manche Akteure, wo sich denn der Zielwert für die Arbeitslosenquote zumindest in den Hinterköpfen der Fed-Mitglieder befinden könnte. Vielerorts kam man zu dem Schluss, es werde eine Quote von 7,5 % angestrebt.

Beim gestrigen „Testimony“ wurde indes deutlich, dass Ben Bernanke nicht nur auf die Arbeitslosenquote der USA blicken, sondern auch die Beschäftigung im Vergleich zur Bevölkerung bei der Beurteilung des Wachstumsziels in Betracht ziehen wird.  Auch damit hat sich der Notenbankchef Spielraum verschafft, nicht an eine Arbeitslosenquote gebunden zu sein, die auch deswegen gesunken sein dürfte, weil viele Langzeitarbeitslose aus der Statistik fallen. Genauso wie so genannte Baby-Boomer, die nunmehr in Rente gehen, wie eine Studie der Chicagoer Fed zeigt.

Am Ende könnte man einwenden, die neu gewonnene Flexibilität Ben Bernankes laufe der gerade erst verkündeten neuen Transparenz der Notenbank zuwider. Tatsächlich zeigt sie jedoch den Weg auf, den der Fed-Chef fast schon unwiderruflich eingeschlagen hat: Die Vorbereitung der Finanzmärkte auf QE3, einem neuen quantitativen Lockerungsprogramm.

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1 Kommentar
  1. Antworten

    janz

    3. Februar 2012

    Dieses verlogene Gesindel an der Spitze der USA wird Ihr Volk genauso in den Abrund führen, wie unsere koruppte Elite das deutsche Volk .

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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