Dollar am Morgen Märkte

Noch schwächer als der Euro

am
3. Juni 2019

EUR USD (1,1185)             Blickt man dies- und jenseits des Atlantiks auf die Aktienmärkte zum vergangenen Wochenschluss, muten die Kursentwicklungen dramatisch an. Dabei haben ökonomische Daten höchstwahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Vielmehr beschäftigen sich die Akteure an den Finanzmärkten mit dem weiter eskalierenden US-chinesischen Handelskrieg und der neuen Front, die US-Präsident Donald Trump gegenüber Mexiko am vergangenen Donnerstag eröffnet hat.

Trump möchte nun Mexiko mit Strafzöllen dazu zwingen, die Flüchtlingsströme in Richtung USA zu stoppen. 5 Prozent auf Mexiko-Importe soll der Strafzoll ab 10. Juni betragen und sich schrittweise bis auf 25 Prozent im Oktober erhöhen, sofern Mexiko nicht den Strom von Flüchtlingen an der Grenze zu den USA eindämmt.

Abgesehen davon, dass noch unklar ist, wie derartige Schritte aussehen sollen, steht der jüngste Vorstoß Trumps dem neuen, noch nicht ratifizierten Freihandelsabkommen (UMSCA) zwischen den USA, Kanada und Mexiko diametral entgegen. Auch wenn der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer Medienberichten zufolge gegen solche Strafzölle sein soll wie auch US-Finanzminister Steven Mnuchin, fühlten sich einige Akteure darin bestätigt, dass sich der US Präsident offensichtlich nicht an bereits gemachte Zusagen gegenüber seinen Handelspartnern hält.

 

Eine gewisse Ungläubigkeit

Aber auch eine gewisse Ungläubigkeit war bei manchem Kommentator zu beobachten. Trump würde womöglich nur bluffen, hieß es. Trump werde vermutlich einen Rückzieher machen müssen, äußerten andere Kommentatoren. Auch sei es vollkommen unklar, wie die Strafzölle so schnell umgesetzt werden könnten, war zu hören. Ganz zu schweigen von der Rechtmäßigkeit derartiger Maßnahmen.

Aber auch im US-chinesischen Handelsstreit ist nicht mit einer durchgreifenden Entspannung zu rechnen. Denn China blieb in der vergangenen Woche nicht tatenlos und begann, eine schwarze Liste derjenigen Unternehmen aufzusetzen [„unreliable entities“], die den Interessen chinesischer Firmen schaden könnten – eine weitere Reaktion auf US-Maßnahmen gegen Huawei.

 

Mehr als eine US-Zinssenkung

Unterdessen sind die Renditen US-Staatsanleihen weiter gefallen. Und gleichzeitig hat sich auch die abschnittweise Inversion der Zinsstrukturkurve verstärkt. Der von vielen als Vorbote einer Rezession beachtete Spread von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit gegenüber T-Bills mit dreimonatiger Fälligkeit hat sich zum Handelsschluss am Freitag auf -22 Basispunkte vergrößert. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit den Erwartungen der Investoren, die längst nicht mehr von nur einer US-Leitzinssenkung innerhalb dieses Jahres ausgehen. Auch das CME FedWatch Tool berechnete zuletzt die implizite Wahrscheinlichkeit von mindestens zwei Zinssenkungen bis Ende 2019 mit rund 74 Prozent, das ist doppelt so viel wie noch eine Woche zuvor. Mittlerweile ist die Wahrscheinlichkeit für vier (!) Zinssenkungen mit rund 10 Prozent sogar höher als diejenige für den Fall, dass die Fed alles so belässt, wie es ist (5 Prozent). Nicht zuletzt, weil der am Freitag für April publizierte und von der US-Notenbank vornehmlich beachtete Index der privaten Verbrauchsausgaben (PCE) in der Kernrate zwar der Median-Erwartung der Ökonomen entsprach. Aber das Plus von 1,6 Prozent (ggü. Vorjahr) liegt eben deutlich unter dem Zielwert der Fed von 2,0 Prozent.

Unterdessen ist es dem Euro am Freitag nicht gelungen, die Untergrenze seiner Konsolidierungszone zwischen 1,1110 und 1,1320/25 noch einmal in Angriff zu nehmen. Und obwohl die Gemeinschaftswährung gegenüber den typischen Flucht-Valuten Schweizerfranken und Yen am Freitag klar das Nachsehen hatte, zeigte sich der Dollar als noch schwächerer Kandidat. Die Folge: Der Euro konnte sich, gemessen am langsamen Sinkflug der Vortage, zum Wochenschluss mit einem Zuwachs von rund 70 Stellen recht eindrucksvoll erholen.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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