Gesellschaft Märkte

Nichts für Kleinanleger

am
27. Februar 2014

Als ich gestern den Finanzteil der FAZ aufschlug, erschien mir die Welt der Finanzmärkte zumindest an diesem Tag als durch und durch schlecht. Denn die drei wichtigsten Überschriften handelten vom Debakel bei der Bitcoin-Börse Mt.Gox, der Verurteilung des einstigen „Börsengurus“ Markus Frick und von Insider-Trading. Zu den Bitcoins hatte ich ja immer schon ein gespaltenes Verhältnis gehabt und ich glaube auch nicht, dass die Ereignisse um die einst bedeutendste Bitcoin-Börse Mt.Gox vertrauensbildend für das Unternehmen Bitcoin gewesen sind. Denn was da geschehen ist, kann auch andernorts passieren. Gott sei Dank hat der Kurssturz an dieser Börse wahrscheinlich kein Heer von Kleinanlegern erwischt. Vielmehr dürften es erfahrenere Investoren gewesen sein, die hier ihr Glück versucht hatten. Und als regelmäßiger Leser meines Blogs werden Sie sich womöglich daran erinnern, dass auch ich im vergangenen Jahr kurz davor gestanden hatte (lesen Sie mehr dazu hier und hier) bei Mt.Gox Bitcoins, damals zum Stückpreis von 220 €, zu erwerben. Daraus ist glücklicherweise nie etwas geworden, aber ich kann mich noch gut erinnern, wie mir einer meiner Mitstreiter damals fast jeden Tag das von ihm für möglich gehaltene Kursziel von 5.000 bis 10.000 Euro pro Coin unter die Nase hielt. Als ob er mir immer wieder durch die Blume sagen wollte: „Hättest du doch nur auf mich gehört!“. Ja, ich gebe zu, das hat erhebliche kognitive Dissonanzen bei mir ausgelöst. Damit ist jetzt aber Schluss, denn ich weiß nicht, ob ich meine damals potenziell erworbenen zwei, drei Bitcoins tatsächlich jemals wieder gesehen hätte.

Markus Frick interessiert mich indes nicht so sehr, obgleich ich mich zu diesem Thema bereits im April 2011 (hier) geäußert hatte und heute eigentlich erstaunt bin, wie viele Menschen Frick nach dem damaligen Gerichtsurteil offenbar dennoch wieder um sich scharen konnte. Offensichtlich unbelehrbare Jünger, die nicht nur seinen Worten gelauscht haben, sondern sicherlich auch das ein oder andere Engagement aufgrund der heißen Empfehlungen eingegangen sein dürften. Ja, Charisma gepaart mit hohem Gewinnversprechen lassen bei manchem Anleger anscheinend immer noch die Vernunft-Sicherungen durchbrennen.

Überlegter scheinen es indes die Anleger anzugehen, die die Börse Frankfurt allwöchentlich befragt und deren Stimmung mein Kollege Gianni Hirschmüller (hier) kommentiert hat. Denjenigen, die sich an dieser Stelle in der Vergangenheit über die Erkenntnisse der Detailanalyse informiert haben, muss ich leider mitteilen, dass diese Daten ab sofort nicht mehr erhoben werden. Dies ist umso bedauerlicher, da die Ergebnisse dieser zusätzlichen Befragung einen erheblichen Beitrag zur Qualität unserer Behavioral Finance orientierten Analysen geliefert haben.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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