Märkte

Neues von der Fed

am
8. März 2012

Während die Beteiligung privater Gläubiger am griechischen Schuldenschnitt in die letzte Runde geht, dürfte gestern ein Artikel im Wall Street Journal das Interesse der Akteure geweckt haben. Dessen Autor rechnet nämlich offensichtlich damit, dass die US-Notenbank ein weiteres quantitatives Lockerungsprogramm auflegen wird – allerdings in einer neuen Variante. Bislang kennen wir aus den Jahren 2008-2011 Standard-Lockerungsprogramme à la QE1 und QE2, im Rahmen derer die US-Notenbank Staatsanleihen aufgekauft hat. Und das in großem Stil. Kritiker sprachen von einer reinen Gelddruckmaschine, verbunden mit allen erdenklichen Inflationsgefahren. Eine zweite Variante stellte die so genannte „Operation Twist“ dar, bei der die Fed kurz gegen lang laufende Schuldtitel tauschte.

Die dritte Variante wiederum kommt zu einem Zeitpunkt in die Diskussion, da viele Akteure bereits enttäuscht davon ausgehen, die Notenbank werde keine weitere Ankaufrunde von Anleihen, ein so genanntes QE3-Programm begeben. Die neue Version ähnelt der Operation Twist, weil sie zwar einen Ankauf der Fed von lang laufenden Staatsanleihen vorsieht. Die so frei gewordene Liquidität kann jene jedoch bei Bedarf von den Investoren über eine kurzfristige Laufzeit (beispielsweise 28 Tage) wieder zurückholen. Das hat immerhin den Vorteil, nicht vom begrenzten Volumen kurz laufender Schuldtitel abhängig zu sein. Man könnte diese neue Variante daher auch als ein sterilisierbares QE3 bezeichnen.

Mit dieser Methode ergäbe sich für die Notenbank durch den fakultativen kurzfristigen Entzug von Liquidität die Möglichkeit einer verbesserten Feinsteuerung des Programmes für den Fall, dass sich die US-Wirtschaft stärker erholen sollte, als dies derzeit erwartet wird. Mit anderen Worten: Sie könnte einem hohen Geldumlauf rechtzeitig entgegensteuern und so auch die Inflationsbefürchtungen einiger Mitglieder des Offenmarktausschusses besänftigen, die durch die Liquiditätsprogramme ausgelöst werden könnten.

Das Programm hat allerdings auch Nachteile: Etwa den Anstieg der kurzfristigen Zinsen, damit die Investoren ihre Liquidität bei der Notenbank anlegen. Mehr Flexibilität hieße auf der anderen Seite aber auch, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses dazu verführt werden könnten, ihre Politik irrigerweise an kurzfristigen ökonomischen Trends auszurichten. Die sonstigen Folgen für die Finanzmärkte, die sich aus diesem Programm ergeben können, erfahren Sie in meinem heutigen Interview, das Christoph Damm vom Deutschen Anlegerfernsehen (DAF) mit mir führte.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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