Märkte

Nebel, die wir lieben

am
17. Februar 2014

Schon seit einigen Tagen wird von Kommentatoren immer wieder eine Analyse der Citigroup angeführt, wonach in der Woche zum 5. Februar dieses Jahres globale Aktienfonds die stärksten Abflüsse seit mehr als zwei Jahren verbuchen mussten. Statt einer erwarteten großen Rotation von Anleihen zu Aktien ist offenbar genau das Umgekehrte geschehen. Doch derlei Zahlen sind mehr als 10 Tage später trotz der diversen Erwähnungen längst Makulatur. Zumal gerne vergessen wird, dass bereits kurz vor jenem 5. Februar die überraschend deutlich ausgefallene Erholung von US-Aktien, aber auch des DAX begonnen hatte. Selbst wenn also noch zum vergangenen Wochenende über Abflüsse aus den Aktienmärkten berichtet wurde, darf man davon ausgehen, dass ein Teil dieses Kapitals wieder in die Aktienmärkte zurückgeflossen ist.

Muss man deswegen aber gleich auch an eine Gold-Hausse glauben? Ein harter Winter in den USA als allwettertaugliches Kaufargument für die Bullen? Nein, da fehlt es im Markt derzeit ganz einfach an substanziellem Angebot – wer verkaufen wollte hat dies schon längst getan. Fast schon putzig klingt da schon ein anderes Argument. Soll man einer Grafik unter zerohedge.com heute Glauben schenken (ich tue das nicht, denn ich gehe hier eher von einem Zufall aus), wonach seit Oktober angeblich eine negative Korrelation zwischen dem  gelben Metall und der Cyberwährung Bitcoin entstanden sein soll? Nach dem Motto, die Bitcoin-Jünger hätten auch heute beim neuerlichen Schwächeanfall bei Mt. Gox auf zutiefst 230 Dollar – das waren nur noch 10 Dollar mehr, als mein mentaler Einstandspreis vom November 2013 (vgl. hier) – wieder einmal scharenweise das sinkende Schiff verlassen, um sich von nun an wieder mit vollem Einsatz in physischem statt in virtuellem Gold zu engagieren? Immerhin: Seitdem der Preis für ein Bitcoin im Dezember des vergangenen Jahres höher als der Kurs stand, der seinerzeit für eine Unze Gold bezahlt wurde, scheinen einige Akteure aufgewacht zu sein. 

Zum Thema Volatilität und Märkte hat mich übrigens vor ein paar Tagen Frank Meyer (bekannt aus n-tv, aber hier für seine Abonnenten der Metallwoche) unter dem Titel Miss Money Printing und andere Nebel, die wir lieben via Podcast interviewt.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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