Dollar am Morgen Märkte

Mit PEPP gegen die Krise

am
27. März 2020

EUR USD (1,1060)             Zugegebenermaßen fällt es manchmal schwer, über die (positive) Entwicklung der Finanzmärkte während der vergangenen Tage zu schreiben, solange immer noch das Corona-Virus die Welt in Atem hält und längst noch nicht unter Kontrolle ist. Ganz zu schweigen von den ökonomischen Folgen. Aber die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks produzieren derzeit zumindest eine Rallye im Bärenmarkt. Angetrieben durch die gigantischen Anleihekaufprogramme von Fed und EZB.

 

Mit neuen Regeln

So reichte gestern allein die Ankündigung der EZB, das 750 Mrd. Euro schwere Anleihekaufprogramm begonnen zu haben, für eine positive Stimmung. Natürlich dürfte auch der Verzicht der Zentralbank auf die einstmals selbst gesetzte Regel bei den neuen Anleihekäufen im Rahmen von PEPP (Pandemic Emergency Purchase Program) zur Nachfrage nach Aktien und Euro geführt haben: Die Beschränkung, dass die Notenbank höchstens ein Drittel aller Staatsanleihen eines Euro-Landes kaufen darf, soll nicht für PEPP gelten. Denn dadurch wäre womöglich die Effektivität des neuen Programms infrage gestellt worden. Wieder einmal heiligt also der Zweck die Mittel, denn die Drittel-Regel sollte verhindern, dass sich die EZB dem Verdacht aussetzt, Staatsfinanzierung zu betreiben.

 

Noch genügend Munition

In den USA gab es indes einen außergewöhnlichen, weil seltenen TV-Auftritt von Fed-Präsident Jerome Powell. Das Interview, das er dem Sender NBC gab, sollte nämlich dazu dienen, dem Durchschnittsamerikaner die Rolle der Notenbank während der Coronakrise etwas näherzubringen. Um es auf den Punkt zu bringen:  Powell machte deutlich, dass die Fed noch über genügend zusätzliche [geldpolitische] Munition, sofern nötig, verfüge.

 

Fürchterliche Zahlen (wie erwartet)

Dass es um den US-Arbeitsmarkt nicht gut steht, habe ich bereits gestern ausgeführt. Noch nie in der Geschichte der Finanzmärkte dürfte die Publizierung der Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA von den Akteuren mit so viel Spannung erwartet worden sein wie gestern. Aber diese fürchterliche Zahl von 3.283 Mio. „initial jobless claims“ in der Woche zum 20. März hatte ihren Schrecken eigentlich schon längst verloren, denn die „Flüsterschätzungen“ reichten sogar bis 5 Millionen, also bis zu einem Wert, der den „worst case“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abdeckte. Die Konsensschätzung der Ökonomen lag übrigens bei knapp 1,7 Millionen, und die Bandbreite der 47 von Bloomberg befragten Volkswirte reichte von 360 Tsd. bis zu 4,4 Mio. Neuanträgen. Wobei ein Kommentator wohl scherzhaft gemeint die Frage stellte, ob der Ökonom, der für die untere Begrenzung dieses extrem breiten Prognosebandes verantwortlich war, sich nicht einen neuen Job suchen müsse.

Unterdessen hat der Euro gestern, nicht zuletzt auch infolge der fortgesetzten Dollarschwäche, den fünften Handelstag hintereinander – auch als ein Zeichen zurückgekehrter Risikofreude – mit einem Kursplus aufwarten können. Dabei ist das Stabilitätsniveau von 1,0965 gestern überschritten worden und hat dem kurzfristigen Abwärtstrend sein Momentum genommen. Letzteres würde derzeit erst wieder unterhalb von 1,0860 neu aufleben.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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