Dollar am Morgen Märkte

Meinungsverschiedenheiten

am
15. Oktober 2020

EUR USD (1,1750)             Im Vergleich zum deutlichen Kursrückgang des Euro gegenüber dem US-Dollar am Dienstag nahm sich das Handelsgeschehen gestern sehr ruhig aus. Tatsächlich gab es kaum Anschlussverkäufe, vielleicht auch, weil die Reaktionen an den US-Aktienmärkten und auch hierzulande relativ überschaubar blieben. Und das trotz der ungünstigen Entwicklung bei den Covid-19-Infektionen. Aber die Teilnehmer an den Finanzmärkten scheinen diesbezügliche Nachrichten, selbst wenn in manchen EU-Staaten ein Lockdown in der einen oder anderen Form drohen sollte, kaum zu irritieren. Genauso wenig wie die Meldung, dass die Erprobungsphase eines Impfstoffs gegen das Virus ins Stocken gerät.

 

Globale Rezession angeblich abgesagt

Dieses Bild wird abgerundet, wenn man die Erwartungen der Fondsmanager hinsichtlich einer globalen Rezession betrachtet, wie sie etwa die Bank of America (BofA) in ihrer jüngsten Umfrage ermittelt hat. Demnach ist der Saldo derjenigen internationalen Vermögensverwalter, die eine Rezession in den kommenden zwölf Monaten erwarten, weiter auf -54 Prozent (September: -28 Prozent) gefallen. Tatsächlich gaben fast zwei Drittel der Investoren an, die Weltwirtschaft befinde sich in der frühen Phase eines neuen Aufschwungs.

 

Internationale Investoren bullish, aber nicht euphorisch

Und so wundert es auch nicht, dass die internationalen Fondsmanager bei ihrer Umfrage, die in der Woche zum 8. Oktober endete, angaben, ihre Kassenquote sei auf 4,4 Prozent zurückgenommen – vor sechs Monaten lag diese noch bei 5,9 Prozent! Gleichzeitig erklärten netto 27 Prozent der Befragten, in Aktien übergewichtet zu sein, was immerhin einer Zunahme von weiteren 9 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat entspricht. Und auch die Übergewichtung in Aktien der Eurozone ist noch einmal leicht von netto 22 auf 26 Prozent im Oktober gestiegen. Dennoch kann man nach Einschätzung der Urheber dieser Umfrage noch nicht von einem gefährlichen Optimismus sprechen.

 

DAX-Investoren sehen es anders

So war ich fast ein wenig überrascht, als ich der gestrigen Stimmungsumfrage der Börse Frankfurt entnehmen konnte, dass die hiesigen institutionellen Investoren diesen Optimismus offensichtlich nicht (mehr) teilen möchten. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist so stark wie zuletzt am 12. Februar, also eine Woche vor dem bisherigen Allzeithoch des DAX, gefallen (vgl. meinen Kommentar HIER) und liegt nun bei -13. Und das fast ganz ohne Wirkung auf den DAX, der gegenüber dem Höchstwert der Berichtsperiode zum Befragungszeitpunkt gerade einmal 0,8 Prozent verloren hatte.

Natürlich mögen die institutionellen Investoren für die dahinter stehenden Aktienverkäufe ihre guten Gründe gehabt haben. Allerdings bezweifle ich, dass Covid-19 bzw. eine drohende Anfechtung der US-Präsidentenwahl – die beiden größten Extremrisiken vorgenannter Umfrage – dafür hauptsächlich ausschlaggebend waren. Aber sie dürften als nachvollziehbare Begründung für jemanden gedient haben, der seine Gewinne am Aktienmarkt mitnehmen wollte. Man darf gespannt sein, ob die Pessimisten von gestern ihre Engagements profitabel zurückdecken können.

Der Euro bleibt in seinem trendlosen Zustand, der das Interesse etwaiger Investoren nicht gerade beflügelt. Denn die Fantasie für Kursausschläge reicht an der Unterseite bis 1,1660/65 und ist demnach überschaubar. Auf der anderen Seite liegt der Stabilitätspunkt der derzeitigen leichten Euroschwäche bei 1,1825.

 

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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