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Jenseits von Gut und Böse: „Todsichere Strategie!“

am
15. April 2011

Nun hat also das Berliner Landgericht den Finanzexperten Markus Frick wegen strafbarer Marktmanipulation zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt.  Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Frick zwischen September 2005 und Juni 2007 in seinen Börsenbriefen den Kauf von Aktien empfahl, die er selbst besessen haben soll. Somit habe er private wirtschaftliche Interessen gegenüber den Anlegern verheimlicht, befanden die Richter. Ob er das mit Vorsatz tat, konnte ihm nicht endgültig nachgewiesen werden. Am Ende blieb das Gericht in seiner Entscheidung deutlich unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Haftstrafe von drei Jahren[i]. Gleichzeitig wurde Frick dazu verurteilt, 42 Millionen Euro an die Staatskasse abzuführen[ii].

Die Reaktionen der Internet-Leserschaft auf den Ausgang dieses spektakulären Prozesses blieben durchaus geteilt. Unter dem Strich konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass viele das Strafmaß als zu gering erachten. Auch in meinem Bekanntenkreis hörte ich Reaktionen wie: „Wo die Beweislage doch so klar war, hätte man ruhig ein Exempel statuieren können!“ Oder: „Jeder Steuersünder wird schon wegen weitaus geringerer Beträge härter bestraft.“ Andere wiederum meinten schadenfroh, dass das Urteil angemessen sei, denn bei den schätzungsweise 20.000 Geschädigten, die durch Fricks Geschäfte einen finanziellen Verlust erlitten haben sollen, handele es sich ohnehin nur um grenzenlos gierige Leute. Und die hätten es nicht besser verdient.

In einem früheren Blog hatte ich bereits angedeutet, dass im Biotop Börse die Spezies des homo misericors, des barmherzigen Börsianers, kaum vorkommen dürfte. Wenn sich jedoch Kommentatoren darüber aufregen, dass Frick weiterhin als Börsenexperte in Erscheinung tritt und auf seiner Homepage munter seine DVD „Die todsichere Strategie!“ für 79,00 € + Versand vertreibt, muss ich mich schon wundern. Immerhin verspricht der Werbetext der DVD, Markus Frick würde jedem Käufer aufzeigen, wo die Fehler in dessen Anlageverhalten verborgen liegen[iii]. Ob Naivität und blindes Vertrauen in Börsengurus wohl auch zu diesen Fehlern zählen?

Mit dem im Namen des Volkes gesprochenen Urteil kann sich jetzt jeder selbst ein Bild machen und entscheiden, ob und wem er sein Geld anvertrauen möchte. Ich aber bin heute schon gespannt, wie viele Fans wieder die nächste Großveranstaltung von Markus Frick besuchen werden.[iv].


[i] http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,756937,00.html vom 14. April 2011:  TV-Börsenguru kommt mit Bewährungsstrafe davon

[ii] FAZ vom 15. April 2011: Börsenratgeber Frick erhält Bewährungsstrafe

[iii] http://www.markus-frick.de/web/shop/?mode=det&pid=61

[iv] Dass es solche Fälle gibt, zeigt auch der der Blog-Beitrag von Herman Brodie vom 6. April „Fragwürdige Geschäftsmoral

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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