Märkte

Ist die Krise wieder da?

am
5. Februar 2013

Gestern haben sowohl die Aktienmärkte als auch der Euro zum ersten Mal in diesem Jahr ihre Aufwärtstrends deutlich korrigiert. Erstaunt hat mich allerdings die Begründung vieler Kommentatoren für diese Reaktion der Märkte, die die bislang stärkste in diesem Jahr darstellt. Aber das laufende Jahr ist noch jung und die deutlichen Korrekturen müssen vor allem im Kontext zuvor außergewöhnlich gering ausgefallener Gegenbewegungen zum Markttrend  gesehen werden. Stattdessen sieht man mancherorts bereits die Eurozone wieder auseinanderbrechen und Schwarzmaler, die in den vergangenen Wochen kaum zu vernehmen waren, haben mit einem Male wieder von sich Reden gemacht.

Die Argumente der Kommentatoren konzentrierten sich dabei im Wesentlichen auf Spanien und Italien. Einige sehen den spanischen Premier Mariano Rajoy bereits über eine mögliche Schwarzgeld-Affäre stürzen und sehen darin eine Gefahr für den Reformprozess des Landes. Wir wissen nicht, ob Rajoy ehrlich oder unehrlich ist, ob er im Amt bleiben oder zurücktreten wird. Per Saldo bleiben somit vier Möglichkeiten. Entweder Rajoy ist ehrlich und bleibt im Amt, was gut wäre. Oder Spaniens Premier war unehrlich und tritt zurück – auch das wäre gut. Die Option „Rajoy ist ehrlich und tritt zurück“ scheidet wohl aus und selbst ein unehrlicher Premier, der im Amt bliebe, wäre für den Reformprozess wenig bedrohlich, denn es würde sich ja dann per se nichts ändern.

In Italien stehen im Gegensatz zu Spanien Neuwahlen an, wo der frühere Premier Silvio Berlusconi alles Mögliche verspricht, um bald wieder ins Amt zu kommen. Doch selbst wenn Berlusconi wiedergewählt würde, ist kaum anzunehmen dass er sich den bislang eingeleiteten Reformen widersetzen und diese zurücknehmen wird.

 

Erhöhtes Kontrollbedürfnis

Tatsächlich haben sich die Investoren per Saldo oftmals gar nicht um  die Reformprozesse geschert und es sogar immer wieder hingenommen, dass Ihnen, wie das Beispiel Griechenland zeigt, im Extremfall sogar falsche Wirtschaftsstatistiken präsentiert wurden. Und so werden wir es wohl akzeptieren müssen, dass jeder noch so schön geschnittene Aufwärtstrend eines Tages eine (heftige) Korrektur hinnehmen muss, weil vielleicht eine oder mehrere Akteure sich für die Glattstellung ihrer Positionen entschieden haben. Korrekturen sind sogar Voraussetzung für dynamische Trends. Am Ende sorgt vor allem das Kontrollbedürfnis einiger Marktteilnehmer dafür, dass es zumindest für Korrekturen eine vernünftige Begründung gibt, wenn man schon den Trend nicht versteht.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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