Immer wieder gegen den Euro
Wenn ich mir so den Euro betrachte, dann denke ich bei mir: Eigentlich sollten doch alle Beteiligten zufrieden sein. Denn die Gemeinschaftswährung wirkt seit Wochen derart gelassen und stabil, dass Ex- und Importeure entspannt kalkulieren können und eigentlich keinen Grund zum Jammern haben sollten. Und wenn ich einem Kommentator Glauben schenken darf, war die vergangene Handelswoche die ruhigste aller Zeiten – die Spanne zwischen Hoch und Tief betrug gerade einmal lächerliche 0,54 Prozent.
Umso mehr irritiert mich das neuerliche Statement von EZB-Ratsmitglied Benoît Cœuré – und er ist beileibe nicht der Einzige der sich in diesem Sinne äußert. So hatte sich Cœuré gestern einmal mehr in einem Interview mit der französischen Zeitung „Le Monde“ gegen den [angeblich] starken Kurs der Gemeinschaftswährung gewandt. Für die EZB stellt sich seines Erachtens daher die Frage, ob Höhe und künftige Kursentwicklung des Euro eine Rückkehr zu einer Inflationsrate von nahezu zwei Prozent verzögern könnten.
Abgesehen davon, dass sich der Euro nur wenige Prozent oberhalb seines 10-Jahres-Mittels von etwas mehr als 1,3350 USD bewegt, frage ich mich, wie ein schwächerer Euro ein Mehr an Inflation bringen soll, wenn man etwa anhand der harmonisierten Inflationsraten bei inflation.eu sieht, dass schleppende Preissteigerungsraten global ein verbreitetes Problem darstellen. Vor allem in Hinblick auf die USA und sogar auf Großbritannien.
Volatiler geht es dagegen schon seit Jahresanfang im Aktienmarkt zu, der sich abermals nach einer deutlichen Korrektur eindrucksvoll erholen konnte. Da es dafür an richtig guten Gründen fehlt, bleibt mir nur ein Hinweis auf die jüngste Gallup-Umfrage unter US-Amerikanern. Danach rangieren bei den gut verdienenden Amerikanern Immobilien und Aktieninvestments an oberster Stelle, während Haushalte mit weniger als 30.000 US-Dollar Jahreseinkommen Gold (von den Top-Verdienern interessanterweise häufig verschmäht) als ihr liebstes langfristiges Investment ansehen. Auch wenn ich solchen Umfragen immer kritisch gegenüber stehe, weil die Aussagekraft dieser Datensammlungen beschränkt bleibt, solange man nicht ins Detail geht, bestätigen die jüngsten Marktentwicklungen in den USA, dass die Wohlhabenden zumindest während der vergangenen Tage richtig lagen. Was man unterdessen in Deutschland für den Aktienmarkt erwartet, zeigt die jüngste Stimmungserhebung der Börse Frankfurt, die ich hier kommentiert habe.