Hoffnung auf schnellen „Deal“ schwindet
EUR USD (1,1075) Wer die wichtigen Nachrichten am gestrigen Handelstag verfolgte, konnte den Eindruck gewinnen, dass die Impeachment-Anhörung von Gordon Sondland, dem US-Botschafter bei der EU und Schlüsselzeugen gegen US-Präsident Donald Trump, bei Kommentatoren und Analysten mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als irgendwelche ökonomischen Ereignisse. Allerdings hatte dies wie auch bereits an den Tagen zuvor keine erkennbare Auswirkung auf die Finanzmärkte.
Einzig die Aktienmärkte zeitigten hierzulande den ersten größeren Rücksetzer seit dem 4. Oktober, weil nicht wenige Beobachter befürchten, dass China seine Drohung wahr machen könnte, gegen den vorgestern Nacht im US-Senat verabschiedeten Gesetzentwurf zur Unterstützung der „Menschenrechte und Demokratie“ in Hongkong vorzugehen. Und so kursierten gestern bereits Medienberichte, in denen in Berufungauf sogenannte Quellen, die dem Weißen Haus nahe stehen sollen, mitgeteilt wurde, dass selbst der Abschluss der „Phase eins“ im Deal mit China möglicherweise ins kommende Jahr verlegt werden müsste.
Große Ernüchterung sieht anders aus
Aber eine echte Ernüchterung war gestern auch bei den hiesigen Börsianern nicht festzustellen (vgl. Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt von gestern HIER). Und der Euro konnte sich nicht von der Lethargie der Vortage befreien, obgleich das Protokoll der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank vom 29./30. Oktober zur Veröffentlichung anstand. Aber das Gros der Händler rechnete im Vorfeld sowieso nicht mit größeren Überraschungen. Das mag auch daran gelegen haben, dass sich die Statements der FOMC-Mitglieder während der vergangenen Tage nicht wesentlich voneinander abhoben. Gebetsmühlenartig beteuerten Fed-Vertreter immer wieder, die US-Wirtschaft befinde sich in gutem Zustand.
Asymmetrische Geldpolitik bestätigt
Von diesem Drehbuch wich auch FOMC-Mitglied Lael Brainard nicht ab und machte gestern in einem Interview einmal mehr deutlich, dass es schon einer deutlichen Veränderung des konjunkturellen Ausblicks bedürfe, um eine weitere Zinssenkung auf den Weg zu bringen. Und als Brainard auf die möglichen Abwärtsrisiken für die Wirtschaft angesprochen wurde, ließ sie unterschwellig durchblicken, dass die Aufrechterhaltung der für Dezember geplanten US-Strafzölle auf China-Importe möglicherweise zu einer Zinssenkung führen könnte. Zumindest würden sich für Brainard damit die sogenannten „Abwärtsrisiken“ konkretisieren. Dass die Fed derzeit asymmetrisch denkt, zeigte sich auch darin, dass Brainard für den Fall eines Deals mit China eine lange Zeit des Abwartens in Sachen Zinserhöhung in Betracht ziehen würde.
Zum Ende des gestrigen Handelstages wurde dann das überraschungsfreie FOMC-Protokoll publiziert, so dass der Euro weiterhin nur innerhalb der Handelsbandbreite vom Montag rangierte und damit auch nicht den Stabilisierungspunkt bei 1,1100/05 in Angriff nahm. Genauso wenig wie das erste größere Nachfrageniveau bei 1,1025.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.