Hoffnung auf bessere Zeiten ist bereits eingepreist
Zur Monatsmitte ist es wieder einmal Zeit, sich die jüngste BofA Merrill Lynch Umfrage unter Fondsmanagern zu Gemüte zu führen, die vom 3. bis zum 9. Februar durchgeführt wurde. Dabei sind zwei interessante Entwicklungen zu beobachten. Obwohl 36 Prozent der Umfrageteilnehmer das bedrohlichste Extremrisiko für die Finanzmärkte in den bevorstehenden Wahlen einiger europäischer Länder sehen, da deren Ausgang möglicherweise den Fortbestand der EU gefährden könnte, sind Aktien der Eurozone offenbar dennoch nach wie vor beliebt. Immerhin sind netto 23 Prozent der Fondsmanager dort übergewichtet, was gegenüber Januar noch einmal einen Zuwachs von 6 Prozentpunkten bedeutet. Das ist erheblich mehr als die Übergewichtung in den USA. Hier ist die Zahl der in US-Aktien übergewichteten Anleger um einen Prozentpunkt auf netto 13 Prozent der Befragten gesunken. Auch die Angst vor einem Handelskrieg oder Protektionismus, der sogar ein Ende des langfristigen Aufwärtstrends in den Aktienmärkten bedeuten könnte, ist stark ausgeprägt. Dennoch waren bei der Umfrage netto 39 Prozent der befragten Fondsmanager in Aktien übergewichtet, oftmals jedoch mit dem Vorbehalt, dass Aktien generell überbewertet seien.
Weniger beachtet von den Kommentatoren, aber dennoch interessant ist die Beurteilung der positiven Aspekte einer Steuerreform in den USA. Allerdings erwartet nur ein knappes Viertel der befragten Fondsmanager, dass diese noch vor der Sommerpause im August 2017 vom Kongress verabschiedet wird. Die große Mehrheit von mehr als zwei Dritteln der Teilnehmer an dieser Umfrage geht indes davon aus, dass das Reformvorhaben nicht vor dem Jahresende umgesetzt wird.
Gold unterbewertet wie zuletzt 2009
Damit wird deutlich, dass die Hoffnung auf positive fiskalpolitische Maßnahmen unter der Präsidentschaft Donald Trumps in den derzeitigen Aktienkursen bereits eingepreist ist, ob es sich hierbei nun um Steuererleichterungen oder auch um eine Reform der Regulierungen handeln wird. Dass sich viele Fondsmanager derzeit durchaus der möglichen politischen und anderen Marktrisiken bewusst sind, zeigt deren Einschätzung zum Goldpreis: Netto 15 Prozent der Befragten – das ist ein Prozentsatz so hoch, wie ihn die BofA Merrill Lynch Umfrage zuletzt im Januar 2009 ermittelt hatte – halten Gold [als Krisenmetall] für unterbewertet. Aus der verhaltensorientierten Betrachtung ist dies ein Indiz dafür, dass bereits entsprechende Long-Positionen aufgebaut wurden und damit ein Teil möglicher mittel- bis langfristiger Nachfrage bereits verbraucht ist.
Die Haltung der deutschen Börsianer passt in dieses Gesamtbild – die heutige Stimmungsumfrage der Börse Frankfurt habe ich dieses Mal HIER kommentiert.