Märkte

Gibt es bald QE 4?

am
15. Oktober 2014

Jetzt hat es sogar schneller beim DAX gekracht, als ich es für möglich gehalten hatte. Aber das Distributionsmuster (siehe HIER) ist in vollem Gange. Und: Der Optimismus an der Börse Frankfurt ist immer noch viele zu hoch. Was für ein Bias!

Was den US-Aktienmarkt angeht, haben wir es, gemessen am S&P 500 Index, immer noch mit einer relativ moderaten, aber bis jetzt etwa fast 9prozentigen Korrektur zu tun. Aber wenn der Index nach knapp zwei Jahren seine 200-Tage-Linie berührt und dann auch noch unterläuft, schrillen bei manchem (technischen) Analysten die Alarmglocken. Abgesehen davon, dass ich von diesen gleitenden Durchschnittslinien nicht viel halte, hätte dies über kurz oder lang sowieso einmal passieren müssen. Die Aussagekraft für den zukünftigen Marktverlauf ist jedoch gleich null.

Dennoch muss der Zustand des US-Aktienmarktes zumindest ein (derzeit nicht stimmberechtigtes) Mitglied des Offenmarktausschusses der dortigen Notenbank (FOMC) beunruhigt haben. Dabei handelt es sich um keinen geringeren als John Williams, bekanntermaßen eine so genannte Zinstaube. Während einige Falken im FOMC bereits mit einem eher früheren als späteren Ende der ultra-niedrigen Zinsphase liebäugeln und das laufende Anleihekaufprogramm noch nicht einmal ganz zurückgeführt worden ist, steht Williams auf der anderen Seite der Barrikade. Denn der Chef der San Francisco Fed räsonierte gestern, dass man im Falle nachhaltiger desinflationärer Prognosen durchaus eine Rückkehr zu neuerlichen Anleihekäufen in Betracht ziehen solle. Natürlich nicht ohne einen Seitenhieb in Richtung EZB zu verteilen: So zeigte er sich besorgt, dass deren geldpolitische Maßnahmen nicht rechtzeitig erfolgten und weitere Schritte womöglich nicht ausreichend aggressiv seien.

Oder hat Williams doch einfach nur Angst, dass der US-Aktienmarkt derzeit mehr als eine gesunde Korrektur durchlebt? Ich frage mich tatsächlich, welchen Betrag monatlicher Anleihekäufe John Williams tatsächlich im Hinterkopf hat, falls ein neues QE-Programm vonnöten wäre. Um tatsächlich einen Effekt wie bei früheren gleichartigen Programmen zu erzielen, wäre für ein QE4 vermutlich ein monatlicher Einsatz von deutlich mehr als jeweils 85 Milliarden Dollar zu veranschlagen.

Was die deutschen mittelfristig orientierten Anleger derzeit umtreibt, ergibt sich aus der jüngsten Sentiment-Analyse der Börse Frankfurt, die ich HIER kommentiert habe.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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