EZB: Den Rahmen noch einmal abgesteckt
EUR USD (1,1050) Es dürfte wohl kaum an der EZB gelegen haben, dass der Euro gestern zum Ende der europäischen Handelssitzung nicht nur gegenüber dem Dollar den größten Tagesverlust seit Jahresbeginn gezeitigt hat. Denn die EZB hat bei ihrer gestrigen Sitzung an ihrem geldpolitischen Kurs nichts geändert. Unter anderem wird der Leitzins bei 0, der Einlagenzins bei -0,5 Prozent und das Anleihekaufprogramm in einem Volumen von 20 Mrd. EUR pro Monat ebenfalls unverändert bleiben. Auch sollen die Zinsen im Sinne der sogenannten Forward Guidance solange auf dem derzeitigen Niveau oder darunter belassen werden, bis das Inflationsziel von knapp 2 Prozent nachhaltig erreicht wurde.
Auch beschloss der EZB-Rat nun offiziell den Beginn der Strategieüberprüfung, die bis Ende dieses Jahres – wie bereits bei der Dezember-Sitzung angekündigt – zum Abschluss kommen soll. Im Rahmen dieser Prüfung stehen unter anderem das Inflationsziel und die -messung auf dem Prüfstand. Und natürlich geht es auch darum, wie der Klimawandel in der Geldpolitik berücksichtigt werden könne, so die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Alles in allem also eine überraschungsfreie Sitzung, bei der wenig Marktbewegendes herauskam.
Ökonomische Risiken verringert
In der Pressekonferenz betonte die EZB-Präsidentin, dass die ökonomischen Risiken in der Eurozone zwar nach wie vor abwärtsgerichtet, aber nicht mehr so ausgeprägt seien wie zuvor. Auch weil die Handelsrisiken zuletzt nachgelassen hätten. Ein Punkt, den man aus europäischer Sicht durchaus infrage stellen kann. Zumal US-Präsident Donald Trump erst am Dienstag in Davos deutlich gemacht hatte, dass es noch vor dem Wahltermin in den USA den Abschluss eines Handelsabkommens mit der EU geben solle. Verbunden mit der Drohung, falls dieser Deal nicht zustande käme: Dann sollen nämlich Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf EU-Autoimporte greifen.
Verspätete Korrektur
Ansonsten waren gestern die Meldungen zum Corona-Virus ein wichtiger Faktor im Tagesgespräch – Hauptursache für die eigentlich leicht verspätete Korrektur an den globalen Aktienmärkten und die Suche nach sogenannten sicheren Häfen, zu denen naturgemäß auch der Schweizer Franken und der Yen zählten. Eines scheint auf jeden Fall nach Meinung einiger Kommentatoren so gut wie sicher: Die Zahl der durch das Corona-Virus infizierten Menschen wird noch weiter steigen, bevor eine Besserung eintritt, so der Tenor. Eines wurde allerdings vergessen: Außer wenn die Zahl der infizierten Personen exponentiell steigen oder sich die Krankheitssymptome dramatisch verschlechtern werden, dürften sich die Akteure erfahrungsgemäß relativ schnell an die Meldungen gewöhnen.
Dass der Euro derzeit latent zur Schwäche neigt, zeigte sich gestern, als die Gemeinschaftswährung den bislang tiefsten Kurs des noch jungen Jahres markierte. Allerdings sollte der gestrige Tagesverlust von knapp 40 Punkten nicht überbewertet werden, zumal sich das Euro-Kursgeschehen in den ersten drei Wochen dieses Monats zeitweise extrem ruhig gestaltete. Wir sprechen also lediglich von einem relativ hohen Tagesverlust, wobei der Euro bislang auch noch ausgerechnet an unserer ersten stärkeren Unterstützung des gestrigen Handelstages (nun 1,1020) hängen blieb. Die von mir seit einigen Tagen und insbesondere gestern angekündigte latente Euroschwäche bleibt erhalten, solange 1,1140 (deutlich gesenkt) nun nicht mehr überschritten wird. Sie wird sich überdies verstärken, falls 1,0980 im weiteren Verlauf auch noch fallen sollte.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.