Märkte

Euphorie sieht anders aus

am
20. April 2016

Während sich viele Kommentatoren zur jüngsten Entwicklung des DAX ausgesprochen optimistisch, bisweilen sogar euphorisch äußern, wollen sowohl private als auch institutionelle Investoren, die die Börse Frankfurt wöchentlich zur Stimmung befragt, nicht wirklich auf anhaltend steigende Kurse setzen. Auffallend dabei ist, dass vor allen Dingen bei den mittelfristig orientierten institutionellen Akteuren keine rechte Freude aufkommen will. Tatsächlich hat nur derjenige (Aktien) gekauft, der kaufen musste. Das waren vor allen Dingen Marktteilnehmer, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten und so den Schaden begrenzen wollten. Der relativ schnelle Aufwärtsimpuls des DAX, vor allem am gestrigen Handelstag, zeigt sehr deutlich, dass die jüngste Entwicklung zumindest einige Akteure auf dem falschen Fuß erwischt haben muss.

Warum interessieren sich die Investoren hierzulande nicht für einen überraschend gestiegenen Ölpreis oder gesunkene globale Rezessionsgefahren, wie dies derzeit in den Medien diskutiert wird? Die jüngste Fondsmanager-Umfrage von BofA Merrill Lynch (befragt wurde bis zum 10. April) mag darauf einen gewissen Hinweis geben. Denn als ein bedrohliches Extremrisiko (so genanntes „tail risk“) führten die Investoren ein mögliches Ausscheiden Großbritanniens aus der EU (Brexit) an. Als noch größere Gefahr betrachteten sie allerdings ein etwaiges Versagen der quantitativen Lockerungspolitik der Notenbanken, das als „quantitative failure“ in das Vokabular von BofA Merrill Lynch Einzug gefunden hat.

Was die Zurückhaltung der heimischen Investoren für die weitere Entwicklung des DAX bedeutet, habe ich dieses Mal HIER wie immer für die Börse Frankfurt kommentiert.

 

 

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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