Märkte Wirtschaft

Eine unglückliche Allianz

am
6. Juli 2010

Ratingagenturen mussten sich während der vergangenen Monate von europäischen Politikern und Notenbankern immer wieder heftige Kritik gefallen lassen: Fitch, S&P und Moody’s wurde nicht nur die Subprime-Krise angelastet, sondern sie mussten sich vorhalten lassen, sie seien während der europäischen Schuldenkrise nicht besser als andere Akteure informiert gewesen, sie handelten (vielleicht auch als Reaktion auf vorangegangene Kritik, zu langsam gewesen zu sein) verfrüht, voreilig und mit einem zweifelhaften Timing. Da muss es geradezu inkonsequent wirken, wenn die jüngst ins Leben gerufene EFSF*  – entgegen aller Kritik – sich ausgerechnet bei diesem Trio eiligst um ein AAA-Rating bemüht.

Aber die Repräsentanten der Gesellschaft werden natürlich trotz aller offensichtlichen Mängel Kritikern gegenüber einwenden, Ratingagenturen seien nun einmal Teil der Welt in der wir leben: Die EFSF möchte ihre Anleihen an Investoren verkaufen, deren Kaufbereitschaft eben durch die Einschätzungen der Ratingagenturen bestimmt würden.

Aber da macht man es sich es ein bisschen zu einfach. Von den Teilhabern der EFSF, den europäischen Mitglieds-staaten, haben nämlich gerade einmal drei ein AAA-Rating und von den übrigen Ländern kann man einigen getrost das Prädikat „subprime“ verleihen. Damit die EFSF trotzdem ein Top-Rating für ihre Anleihen erhält, muss jeder Staat 120 Prozent seiner Beteiligung garantieren. Ein Commitment, das jedoch erst einer Prüfung standhält, wenn ein Land gerettet werden muss. Frühestens in diesem Fall, würde nämlich die EFSF überhaupt versuchen, Anleihen an den Mann zu bringen. Aber spätestens dann sollte man sich fragen, ob diese Bonds von den Agenturen immer noch das einstige Top-Rating erhielten. Vermutlich würden die Eurogruppe und die EZB erneut die bösen Ratingagenturen heftig tadeln. Aber dies würde dem Land, das dringend eine günstige Finanzierung benötigt, dann auch nicht mehr helfen.  

*(Europäische Finanzmarktstabilisierungsfazilität), der Rettungsschirm für finanziell angeschlagene Länder der Eurozone

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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