Falls das Gesetzvorhaben Nr. 19 in Kalifornien tatsächlich in Kraft treten sollte, wäre sowohl der Besitz als auch der Handel mit Cannabis in Zukunft legal. Und da in den USA Wahlen vor der Tür stehen, wird „Prop 19“ der Wählerschaft zur Abstimmung vorgelegt – allerdings mit ungewissem Ausgang. Denn die bisherigen Umfragen zeigen wahrlich ein gemischtes Bild, aber nicht ohne eine gewisse Polarisierung: Die jungen Wähler sind mehrheitlich für das Gesetz, die älteren dagegen. Auch zwischen den Parteien ist eine Kluft zu verzeichnen. Während die Republikaner mehrheitlich gegen die Freigabe von Cannabis sind, stehen die Demokraten eher auf der anderen Seite. Genauso wie eine Trennungslinie zwischen Frauen (dagegen) und Männern (dafür) verläuft. Ja, selbst zwischen dem überwiegend ablehnenden Süden und dem befürwortenden Norden Kaliforniens war bislang ein deutlicher Unterschied feststellbar.
In diesem Zusammenhang mag es interessant sein, dass beim Wettanbieter InTrade.com die Quote, die für eine Annahme dieses Gesetzes vor knapp vier Wochen noch bei stolzen 75 Prozent lag, bis heute auf 35 Prozent geschrumpft ist – die Tendenz bei entsprechenden Umfragen war ähnlich und zeigt immer weniger Unterstützung für das Gesetz.
Natürlich dürften auf den ersten Blick die monetären Aspekte dieses Gesetzesvorhabens bei den Stimmberechtigten überwogen haben. Angesichts eines geschätzten Defizits von mehr als 26 Mrd. Dollar sind Steuern auf den Verkauf von Marihuana und die damit einhergehenden deutlichen Einsparungspotenziale bei den Gesetzeshütern ein schlagendes Argument. Allerdings verbunden mit einem großen Wermutstropfen. Denn im Gegenzug müssten sich die Kalifornier in Zukunft an jeder Straßenecke mit Cannabisläden anfreunden.
Wie aber konnte es zu einer solch starken Verschiebung bei den Umfragen kommen? Aus der sicheren zeitlichen Distanz von vier Wochen mag ein um jährlich 1,4 Mrd. Dollar aus Cannabis-Steuern verringertes Staatsdefizit tatsächlich die Nachteile eines legalisierten Haschisch-Geschäfts mehr als ausgleichen – beide Verluste liegen in der Zukunft und werden daher kräftig diskontiert.
Spätestens aber am Wahltag selbst dürfte sich diese Wahrnehmung bei den meisten Menschen jedoch geändert haben. Die Eröffnung der Haschisch-Läden stünde dann nämlich mit der Abgabe des Stimmzettels und des Kreuzes am richtigen Fleck unmittelbar bevor. Also ein Verlust mit voller Wirkung, während die Verringerung des Staatsdefizits immer noch weit (und stark diskontiert) in der Zukunft läge. Kein Wunder also, wenn es bei den Wählern zu einer Präferenzumkehr kommt. Eigentlich müsste die Quote für eine entsprechende InTrade-Wette bei Null liegen.