Ein Fall von Framing?
Eigentlich wollte ich es gar nicht so recht glauben, als ich gestern erfuhr, die US-Notenbank werde tatsächlich mit der Drosselung ihrer Anleihekäufe, dem Tapering, bereits im Januar beginnen. Und damit es den Börsianern nicht weh tut, wurde der Entscheid schön mit dem Hinweis verpackt, dass selbst mit Erreichen einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent noch läääängst nicht mit Zinserhöhungen begonnen würde.
“Na gut, die 10 Milliarden Dollar an Wertpapieren, die die Fed jetzt weniger kauft, scheint der Markt ja ganz gut wegzustecken“ erklärte ich einem meiner Mitstreiter heute Morgen. „Man könnte auch sagen, die Fed kauft immer noch für 75 Milliarden Anleihen im Monat“ erwiderte er trocken.
So müssen es die Börsianer auch gesehen haben, als sie die Aktienkurse gestern an Wall Street wieder einmal (ich glaube es war der drittgrößte Tagesgewinn im Jahr 2013) nach oben peitschten – ein schönes Beispiel, wie man durch Veränderung des Bezugsrahmens (Framing) einen möglicherweise unangenehmen Sachverhalt etwas schöner darstellen kann.
Es spricht aber auch einiges dafür, dass sich die Händler schon längst an die Tapering-Diskussion gewöhnt haben (dafür hatten wir immerhin sieben Monate Zeit), so dass uns die jüngste – wenn auch vielerorts als vorgezogen wahrgenommen – Entscheidung der US-Notenbank nicht mehr erschreckt.
Ähnlich dürften dies auch die mittelfristig orientierten Akteure gesehen haben, die wir mit der Börse Frankfurt allwöchentlich befragen. Dort herrschte nämlich schon vor Bekanntgabe des Sitzungsergebnisses des Offenmarktausschusses der Fed eitel Optimismus. Die jüngsten Zahlen hierzu hat Gianni Hirschmüller (hier) kommentiert, während ich mich um die Analysedetails (hier) gekümmert habe.