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Die Hand Gottes der Finanzmärkte

am
15. August 2011

Nein, es hat mir einfach keine Ruhe gelassen, das Plunge Protection Team (PPT), von dem eigentlich niemand wirklich weiß, ob es überhaupt existiert. Die einen schwören Stein und Bein darauf, dass es diese schnelle Eingreiftruppe zum Schutz der Märkte gibt, während andere abwinken und meinen, die Gruppe sei in der Vergangenheit ja nicht gerade erfolgreich gewesen. Aber vielleicht muss das Wirken dieser „heimlichen Hand Gottes der Finanzmärkte“ so geheimnisvoll und undurchschaubar bleiben. Denn es wäre fatal, wenn sich die Akteure stets darauf verlassen könnten, dass der amerikanische Aktienmarkt aus allen heftigeren Turbulenzen gerettet würde. Denn im sicheren Gefühl einer gelernten Sorglosigkeit würden sich viele Marktteilnehmer nicht mehr gegen Kursstürze absichern. Nach dem Motto: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ – die Eingreiftruppe wird es schon richten.

Aber darum geht es mir nicht. Vielmehr bin ich ins Grübeln gekommen, weil mir einfiel, dass ich mich im Frühjahr 2008 schon einmal in einer Kolumne mit dem PPT beschäftigt hatte. Auch damals ging das Gerücht um, das Team sei im März 2008 bei einem Kursabsturz in Folge der Subprime-Krise (Bear Stearns) als Käufer von Aktien aufgetreten. Aus reiner Neugier schaute ich nach, wo denn zu jener Zeit der Dow Jones Index gestanden hatte, und geriet (was ich ansonsten nicht gerne mache) richtig ins Spekulieren. Wie Sie nämlich anhand der Grafik sehen können, stimmt die damalige Entwicklung des wichtigsten US-Aktienindex ziemlich genau mit dessen Aufwärtsbewegung vor Beginn des jüngsten Kurseinbruchs überein.

Ich spekuliere weiter.

So hatte ich mich schon immer gefragt, was das PPT wohl mit all‘ den Aktien gemacht haben mag, die es während seiner Interventionen auf Rechnung der Regierung gekauft haben soll. Vor allem im Frühjahr 2008 dürften nicht alle diese Käufe mit Gewinn abgeschlossen worden sein, da der Aktienmarkt bekanntlich nach dem März vor drei Jahren noch viel tiefer abgestürzt war. Die Chart (siehe oben) zeigt sehr schön, dass ganz offenbar in den Wochen vor dem aktuellen Niedergang die Aktienkurse ziemlich genau in der Zone vom März 2008 zum Halten gebracht worden sein müssen.

Meine Hypothese – und jetzt wage ich mich weit vor ins Reich der Spekulation – lautet: Die Schieflagen des PPT aus dem Jahr 2008 konnten im Juli 2011 zumindest ohne Verlust zu Einstandspreisen glatt gestellt werden. Wie ich bereits in den vergangenen beiden Wochen mehrfach geäußert habe, vermute ich, dass der Kurssturz im Aktienmarkt durch „schwere“ Marktteilnehmer ausgelöst wurde, die sich zuvor ihrer Engagements entledigt hatten. Wäre es nicht ein schlechter Treppenwitz der Finanzmarktgeschichte, wenn es sich bei diesem Marktteilnehmer ausgerechnet um das Plunge Protection Team gehandelt hat? In diesem Fall hätte das Expertengremium, das eigentlich gravierende Kursabstürze verhindern soll, indirekt zu einem Kurssturz des DAX um 25 Prozent beigetragen, so wie ein Geist, der stets das Gute will und doch das Böse schafft …

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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