Investmententscheidungen Märkte Politik

Retter in geheimer Mission

am
15. August 2011

Nun haben wir schon die zweite Krisenwoche hinter uns, und die Aktienmärkte haben sich zumindest ein bisschen beruhigt. Der Schritt der US-Notenbank, das Versprechen, man werde den Leitzins bis Mitte 2013 extrem niedrig halten, hat indes bislang noch keine große Wirkung entfaltet. Mehr noch, hatte das Statement des Offenmarktausschusses auch noch das Wort „likely“ (= wahrscheinlich) enthalten. Ein Wort, das viele Kommentatoren unabsichtlich oder willentlich übersehen haben, das jedoch für ein psychologisches Commitment, ein ernst zu nehmendes Versprechen, extrem wichtig ist.

Ehrlich gesagt glaube ich gar nicht, dass dieses am vergangenen Dienstag geäußerte Versprechen überhaupt für die temporäre Erholung der Aktienmärkte ausschlaggebend war. Aber wie immer, wenn in rasant fallenden Märkten plötzlich eine kräftige Erholung eintritt, und die US-Aktienmärkte aus dem Nichts Freudensprünge machen, möchte der Investor natürlich gerne wissen, mit wem er es zu tun hat. Und so dauerte es auch dieses Mal nicht lange bis man einen möglichen Käufer ausfindig gemacht hatte: Wie stets in den Zeiten der Krise und des Kontrollverlusts machte auch in der vergangenen Woche wieder die Legende vom Plunge Protection Team (PPT) die Runde, dessen Gründung dem früheren US-Präsident Ronald Reagan als Reaktion auf den Börsencrash 1987 zugeschrieben wird [1]. Dem Vernehmen nach sollen dieser Schnellen Eingreiftruppe ausgewählte Regierungsvertreter, Fed- und SEC-Chefs und hochangesehene Banker angehören. Ihr Auftrag: den Aktienmarkt durch Markteingriffe vor konjunkturgefährdenden Paniken und Crashs zu bewahren.

Selbst diejenigen, die an solch geheime Marktkräfte immer als erstes glauben, räumen allerdings ein, dass Interventionen wie die des PPT nur kurzfristigen Effekt haben dürften. Mehr noch: Sie nützen nur dann etwas, wenn sich andere Käufer von deren Optimismus anstecken lassen. Übrigens kursieren keine Gerüchte darüber, dass es in Europa eine vergleichbare Organisation geben könnte. Aber selbst wenn diese sagenumwobene Gruppe tatsächlich aktiv sein sollte –– deren geheime Operation hätte in jedem Fall einen Haken: Wenn solche Käufe einmal ihre Wirkung verfehlen sollten (dies wäre etwa 2008 der Fall gewesen, als nach dramatischen Verkäufen am US-Aktienmarkt ebenfalls das PPT zur Rettung losgeschickt worden sein soll, was sich allerdings als „mission impossible“ erwies) wäre nicht nur der Staat der Leidtragende, der eines Tages die Interventionsbestände irgendwann wieder los werden müsste. Aber auch die Optimisten waren gestraft, weil sie auf nichts als eine Chimäre gesetzt hatten.

Genau das kann auch vergangene Woche geschehen sein, als Aktienkäufer, für die die niedrigen Kurse wie ein Schnäppchen aussahen, die Kombination mit dem wieder aufgeflammten Geraune über das Wirken geheimer Mächte einen gewissen Sog ausübte.

 

[1] Executive Order 12631 — Working Group on Financial Markets

 

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2 Kommentare
  1. Antworten

    foxxi

    15. August 2011

    hallo,
    was ist, wenn das ppt sich „rechtzeitig“ auf die shortseite setzte?
    vg
    foxxi

    • Antworten

      Joachim Goldberg

      15. August 2011

      So viel kann ich Ihnen heute schon verraten: Ich habe intensiv recherchiert so dass ich Ihnen auf diesem Blog um den Komplex PPT Morgen meine eigene (Verschwörungs)hypothese darstellen werde.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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