Märkte

Der verschobene Crash

am
8. Mai 2013

Ja, ich war schon erstaunt, heute aus dem Fernsehen zu erfahren, dass der Starökonom Nouriel Roubini den Aktiencrash wohl in die Zukunft verschoben hat. Jetzt kann es entgegen früheren Befürchtungen in den kommenden beiden Jahren mit dem Aktienmarkt sogar nach oben gehen. Auch sieht Roubini derzeit keine Blasenbildung. Ich dachte schon, das gelte für den DAX – aber nein! Gemeint war natürlich der US-Aktienmarkt. Ich bin gespannt ob noch andere Crashpropheten ihre Meinung ändern werden oder ob sie ganz stark bleiben und gegen die Hausse halten.

Immerhin haben es Analysten ohne eigene Position leichter, selbst am Allzeithoch ihre Meinung zu ändern: Nach dem Motto „Der Crash kommt, aber später“. Ein Händler hat es da viel schwerer, denn wer bislang gegen die Hausse gehalten hat oder auch nur nicht mitgemacht hat auf dem Weg nach oben, sieht sich nicht nur einer Verlustaversion (die Aversion einen mit einer Entscheidung einhergehenden Verlust realisieren zu müssen) gegenüber. Hinzu kommt, gegebenenfalls eine neue Entscheidung, etwa einen Einstieg in den Markt, am Extrempunkt einer Kursentwicklung treffen zu müssen, um dann womöglich mitanzusehen, wie der Markt anschließend gegen einen läuft. Psychologisch der „worst case“ – ein Bedauern (regret), das die meisten Menschen, wenn irgend möglich, vermeiden wollen. Deswegen tendiert man in einer solchen Situation eher zum Abwarten bzw. Nichtstun.

Dies ist auch der Grund, warum hierzulande keine rechte Freude am Allzeithoch des DAX aufkommen will. Was die mittelfristigen Anleger, deren Stimmung allwöchentlich die Börse Frankfurt erhebt, derzeit umtreibt, können Sie in meinem heutigen Kommentar dazu (hier) nachlesen. Gianni Hirschmüller hat sich um die Analysedetails hier gekümmert.    

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8 Kommentare
  1. Antworten

    Helmut Josef Weber

    8. Mai 2013

    Ich weiß, ich bin ein Exot, aber ich habe im Moment 30% meines Vermögens in Immobilien (teils selbstgenutzt) 10% in Cash und 60% in physische Edelmetallen geparkt; 0,00% in Aktien.
    Für mich ist die nächsten 6 bis 12 Monate nur noch Kino.
    Ich sehe nur noch zu.
    Ich denke, dass es ganz, ganz böse enden wird.
    Vielleicht erst nach 10.000 beim Dax, aber da möchte ich nicht dabei sein.
    Ich möchte nachts noch ruhig schlafen können.

    Viele Grüße
    H. J. Weber

  2. Antworten

    Mirko

    9. Mai 2013

    perfekt Herr Weber, für die Immos brauchen sie auch das Cash, wennd er BÖROFAZ dort dieZwangshypothek ins Grundbuch schreibt. Sie wissen ja , dass man man die Manager und Bankster nicht verhungern lassen kann, ohne Boni tun sie das nämlich 😉 das sind Ihre 10% als Spende sehr willkommen 🙂

  3. Antworten

    Helmut Josef Weber

    9. Mai 2013

    Hallo Mirko, da hast Du sicherlich nicht ganz Unrecht.
    Aber ich wohne in Südspanien auf dem Lande und da hat man sich n o c h, mit den Belastungen des Bürgers sehr zurückgehalten. Beispielsweise habe ich zwei Rottweiler, die in Deutschland etwa 1200,00 Euro Hundesteuer im Jahr kosten, in Spanien NULL Euro.
    Der Kubikmeter Trinkwasser aus der Sierra Nevada kostet 80 Cent und die Müllabfuhr 92 Euro im Jahr. Die Straße an unserem Eckgrundstück (etwa 120 mtr.) wird asphaltiert; in Deutschland mindestens 40.000,00 Euro Anliegerkosten; hier 0,00 Euro.
    Usw., usw.
    Natürlich werden auch die Immobilienbesitzer irgendwann zur Kasse gebeten, aber wenn es sich nicht in Grenzen hält, sind alle Nachbarn um mich herum so pleite, dass sie zahlungsunfähig sind, denn alle sind arbeitslos, oder Rentner.
    Ja- mal sehen, was noch auf uns zukommt.

    Viele Grüße
    H. J. Weber

  4. Antworten

    Andreas Teufl

    10. Mai 2013

    60 % in Edelmetallen und 0 % in Aktien? Warum?
    Selbst wenn DAX und DOW schon zu teuer sein sollten, gibt es noch viel günstiger Bewertete Börsen wie den ATX in Österreich zum Beispiel. Und ich persönlich sehe gerade Edelmetalle als viel zu teuer an.
    Klar es wird wohl die Zukunft zeige, wer recht hat, aber auf lange Sicht bin ich mit Anteilen an einem Unternehmen, das arbeitet und hoffentlich mehr Wert schaft, besser dran als mit Edelmetall, welches einfach nur so herum liegt. Inflationsschutzeigenschaften haben beide Anlageformen.

    Ich habe mich, wie der DAX die 8.000er Marke genackt hat, über dieses Thema etwas ausführlicher ausgelassen, mich würde Ihre Meinung dazu sehr interessieren:

    http://www.diekleinanleger.com/der-dax-bei-8-000-punkten-was-bedeutet-das-fur-den-kleinanleger-und-stellt-der-atx-eine-investmentalternative-da/

  5. Antworten

    Helmut Josef Weber

    11. Mai 2013

    Hallo Andras Teufel,
    ich habe 2008/9 meine Altersversorgung in physische Edelmetalle investiert.
    Da lag der Goldpreis bei etwa 740 Dollar.
    Der DAX stand 2000 auf 7500, 2008 auf 8000 und 2013 auf 8000.
    In etwa 4 Jahren gehe ich in Rente, und dann ist es für mich wichtig, was die UNZE kostet.
    Wenn dem Herrgott es gefällt, dann lässt er mich noch 15 oder vielleicht sogar 20 Jahre leben.
    In den letzten tausenden von Jahren, bekam man für eine Unze Gold immer etwa 300 bis 400 Brote. Was ist in 10 oder 15 Jahren für einen Euro oder einen DAX-Wert bekomme, steht in den Sternen.
    Natürlich muss es auch Leute geben die in Aktien und Unternehmensanleihen investieren, aber dafür habe ich (zumindest im Moment) keine Nerven.
    Ich denke, wir stehen an der Klippe und wenn der erste Großinvestor die Nerven verliert, werden die computergestützten Handelsprogramme für den Rest sorgen.
    Aber wer weiß das schon genau.
    Für mich ist auch wichtig, dass ich als Rentner, neben meiner Rente, kein anderes steuerpflichtiges Einkommen habe und wenn ich nicht so alt werde, können meine beiden Kinder sich den kleinen Schatz teilen.

    Viele Grüße
    H. J. Weber

  6. Antworten

    Andreas Teufl

    11. Mai 2013

    Hallo H.J. Weber

    Ok, das erklärt einiges für mich – Wenn du bei 740 $ Eingestiegen bist, kann es dir fast schon egal sein, ob der Goldpreis nun leicht steigt oder leicht fällt. Auch bei deinem etwas kürzeren Anlagehorizont, kann ich deine Strategie etwas besser verstehen. Für mich allerdings (Werde wohl erst in 50 Jahren in Rente gehen) und werde in dieser Zeit noch viele Investitionen mit längerfristigem Charakter eingehen und sehe so keinen Weg der an Aktien vorbei führt 🙂

    Freundliche Grüße
    Andreas Teufl

    PS. nicht Teufel – passiert aber ziemlich oft 😉

  7. Antworten

    Helmut Josef Weber

    11. Mai 2013

    Hallo Andreas Teufl, (jetzt ohne e).
    Ja, das (nicht vorhandene e) liest man aber wirklich schnell einfach mit.
    Wenn Du in den nächsten Jahren etwas für Deine Zukunft investierst, dann denke auch mal an Silber.
    Silber ist knapper als Gold, wird aber z. Z. sehr im Preis gedrückt.
    Die Verbrauchsraten sind seit Jahrzehnten höher als die Förderraten.
    Das Silber von allen Silbermünzen, die auf der Welt eingezogen wurden (in Deutschland z. B. das 5 Mark Stück) liegt schon auf Mülldeponien.
    Silber wird im Gegensatz zu Gold verbraucht.
    In der Zukunft wird Silber auch in der Medizin immer wichtiger, denn immer öfter versagen Antibiotika und deshalb müssen immer mehr Textilien (besonders im Krankenhausbereich) mit Silberfäden hergestellt werden; ebenso chirurgische Bestecke, bis hin zu den Türklinken in den Krankenhäusern. Um einen PKW herzustellen, benötigt man etwa 2 Unzen Silber, und die landen auch auf der Müllkippe.
    Noch eine Zahl:
    Das oberirdisch gelagerte Gold besteht aus einem Würfel von etwa 20 mtr. Kantenlänge.
    Das oberirdisch gelagerte Silber besteht aus einem Würfel von etwa 5 mtr. Kantenlänge.
    Natürlich habe ich auch einige hundert Kilo, auch deshalb, weil es mal zu einem Goldverbot kommen könnte.
    Aber ich lebe in Südspanien, da sind Gibraltar, Andorra, Portugal und Marokko nicht weit.

    Viele Grüße
    H. J. Weber

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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